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Archiv (Druckversion) verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vor 70 Jahren: Der Überfall auf Jugoslawien


Lutz
10.04.2011, 18:11
Kassel (jd)
Am 06. April 1941, vor siebzig Jahren, überfielen deutsche Truppen ohne Kriegserklärung oder sonstige Ultimaten Jugoslawien. Schon vorher gelang es Deutschland seinen Einfluss in Jugoslawien auszuweiten. Durch die militärische Okkupation der Tschechoslowakei und dem Anschluss Österreichs und der dadurch möglich gewordenen gewaltsamen Kapitalübertragungen gelang es Deutschland bis 1940 den Grossteil an ausländischen Kapitalanlagen in Jugoslawien zu sichern. Am 25. März 1941 trat die jugoslawische Monarchie dem Dreimächtepakt bei. Hiergegen formierte sich ein umfassender gesellschaftlicher Widerstand, der in einen Putsch mündete. Einige Tage später setzte das deutsche Nazireich seine Truppen in Marsch.http://www.nordhessische.de/images/blind.gif

Mit dem Beitritt zum Dreimächtepakt (http://de.wikipedia.org/wiki/Dreim%C3%A4chtepakt) versuchte das isolierte Jugoslawien die eigene prekäre Situation zu bessern, und Deutschland seinen Einfluss in Südosteuropa weiter zu festigen sowie den geplanten Überfall auf die Sowjetunion abzusichern. Umgeben war die jugoslawische Monarchie von Staaten, die, bis auf Griechenland, sämtlich gute Beziehungen zum deutschen Nazistaat und zu Jugoslawien schwierige Beziehungen aufwiesen.

"Lieber Krieg als Pakt"
Der Schritt dem Dreimächtepakt beizutreten stieß nicht auf die Zustimmung der Bevölkerung. Am 27. März putschten serbische Offiziere erfolgreich gegen die Regierung. Der Putsch fand in Belgrad einen großen Zuspruch durch die Bevölkerung, die diesen mit spontanen Massenkundgebungen unter den Rufen "Lieber Krieg als Pakt" bekundete. Die politisch stärkste Kraft Kroatiens – die kroatische Bauernpartei – unterstützte ebenfalls die Position der vom serbischen Offizier Dusan Simovic angeführten Putschisten. Allerdings konnte dieses Stimmungsbild nicht über die großen inneren nationalen und sozialen Widersprüche des erst 1918 gegründeten autoritären Staates hinwegtäuschen. Nachdem deutsche Truppen das Land überfielen und gleich zu Beginn, am 6. April 1941, Belgrad bombardierten – dabei kamen knapp 20.000 Zivilisten ums Leben - brach nach einigen Tagen der geordnete Widerstand der jugoslawischen Armee zusammen.

Der kroatische Ustascha-Staat ein Produkt deutscher Politik
Am 17. April 1941 kapitulierte die jugoslawische Regierung, der Staat wurde zerschlagen. Es kam zu einer Aufteilung in eine deutsche und in eine italienische Besatzungszone und zur Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien (USK). Dieser wurde von der von Ante Pavelic geführten Ustascha-Bewegung getragen, die sich bis 1941 lediglich als terroristische Untergrundgruppe einen Namen gemacht hatte. Die Ustascha-Bewegung definierte sich durch einen strammen Nationalismus, Antisemitismus und Antikommunismus, sowie durch eine ausgesprochene Serbenfeindlichkeit, sie propagierte zudem eine Blut-und-Boden-Ideologie.
Offener Terror gegen nationale Minderheiten, Korruption und Willkürherrschaft trugen dazu bei, dass anfängliche Sympathien schnell verflogen. Besonders fiel die Ustascha-Bewegung durch ihren rabiaten und eliminatorischen Antisemitismus auf. Wilde Pogrome und Massaker an der jüdischen und serbischen Bevölkerung stießen bisweilen sogar bei den deutschen Besatzern auf Widerspruch, die die Vernichtung der Juden lieber in ordentliche Bahnen durchgeführt wünschten.

Widerstand und Besatzungspolitik
In Serbien zogen sich monarchistisch orientierte Teile der Armee, die so genannten Cetnici, in die Berge zurück, ohne jedoch zu Widerstandsaktionen gegen die deutschen Besatzer zu schreiten. Die von Josip B. Tito angeführte jugoslawische KP rief am 4. Juli 1941 zum bewaffneten Aufstand auf, der zunächst das durch die deutsche Armee besetzte Serbien erschütterte, und sich dann auf das ganze Land auch in die italienisch besetzten Gebiete ausbreitete. Die deutsche Besatzungsmacht reagierte auf den Aufstand mit voller Härte und begann, unterstützt durch die Ustascha-Verbände und einigen muslimischen Verbänden aus Bosnien und dem Kosovo einen Ausrottungs- und Vernichtungsfeldzug gegen die Zivilbevölkerung.
Erfolglos versuchte die deutsche Wehrmacht die durch den Zulauf der terrorisierten Bevölkerung immer größer werdenden Partisanenverbände zu zerschlagen. Die von der KP geführten Verbände der jugoslawischen Befreiungsarmee konnte in allen Teilen Jugoslawiens immer wieder größere Gebiete über längere Zeiträume als befreit deklarieren. Nie gelang es den deutschen Truppen die besetzten Gebiete zu „befrieden“. Vielmehr blieben bis 1945 etliche Einheiten der deutschen Wehrmacht in Jugoslawien gebunden. Der Krieg zerstörte Jugoslawien. Etliche Städte wurden dem Erdboden gleich gemacht, Dörfer vernichtet und das Land systematisch geplündert.

Der Mord an den jugoslawischen Juden
Ein weiteres Kriegsziel erreichte die deutsche Besatzung und ihre Kollaborateure. Der größte Teil der jugoslawischen Juden wurde umgebracht. Einige wenige konnten untertauchen oder schlossen sich den Partisanen an. Lediglich die italienischen Besatzungstruppen weigerten sich, das antisemitische Vernichtungsprogramm Deutschlands zu unterstützen. Sie untersagten den Ustascha-Einheiten im italienisch besetzten Teil Kroatiens, die Juden zu verfolgen. Bis zum Sturz Mussolinis und der darauf folgenden Besetzung der Gebiete durch deutsche Truppen, blieb der größte Teil der jugoslawischen Juden dieser Gebiete (Slowenien, Istrien, Teile Dalmatiens und Montenegros) unbehelligt. Viele von Ihnen konnten dann durch jugoslawische Partisanen gerettet werden.

Der Befreiungskrieg als Legitimationsfaktor der jugoslawischen Kommunisten
Der jugoslawische Befreiungskampf führte zu einem ernormen Prestigegewinn der Kommunisten in Jugoslawien. Die 1919 gegründete und bis 1941 bedeutungslose Partei fiel nicht aus dem Rahmen anderer kommunistischer Parteien. Sie ordnete sich, wie alle anderen auch, der von Stalin geführten Komintern (http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Internationale) unter. Auch kamen einige ihrer Mitglieder in den stalinistischen Säuberungen in Moskau (http://de.wikipedia.org/wiki/Stalinsche_S%C3%A4uberungen) ums Leben. Doch der von Anfang an konsequent und zunächst auf eigene Faust und nach und nach auch mit den westlichen Alliierten koordinierte Kampf gegen die deutschen Besatzer, führte zu einem starken Zulauf und zu einer immer stärker eigenständigen Ausrichtung der jugoslawischen Kommunisten.
Wie in Frankreich, anders als in Polen, gelang es der jugoslawischen Befreiungsarmee, freilich mit tatkräftiger Unterstützung der Roten Armee, ihre eigene Hauptstadt, Belgrad, selbst zu befreien. In den noch 1945 durchgeführten Wahlen konnten die von Tito angeführten Kommunisten einen überwältigenden Sieg erlangen. Auch dies war in Europa einmalig. Verschiedene Konflikte mit der sowjetischen Regierung führten dann 1948 zum spektakulären Bruch mit der Sowjetunion, der vor allem aber auch dadurch möglich war, weil Jugoslawien nicht eindeutig in den interalliierten Verhandlungen dem sowjetischen Einflussbereich zugeordnet wurde.

Gesellschaftliche Probleme und Bewältigungsversuche
Die Eigenständigkeit der jugoslawischen Kommunisten führte zu verschiedenen Besonderheiten der kommunistischen Herrschaft (wie z.B. die der Arbeiterselbstverwaltung und einer dezentral, die einzelnen Nationen berücksichtigende Machtstruktur), die freilich weiterhin autoritär ausgerichtet blieb. So kam es auch in Jugoslawien zu harten politisch motivierten Repressionen gegen tatsächlich und vermeintlich Andersdenkende. Umfangreichere Justizmorde und antisemitisch motivierte Säuberungsaktionen (wie z.B. in der Tschechoslowakei (http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Sl%C3%A1nsk%C3%BD)) blieben jedoch aus.
Die vor allem durch die deutsche Besatzungspolitik zugespitzten nationalen Konflikte wurden weitgehend stillgelegt, wenn auch nicht nachhaltig bewältigt. Die durch die kroatische Ustascha, den so genannten Volksdeutschen und anderen Kollaborateuren verübte verbrecherische Politik, führte nach der Befreiung zu teils massiven Vergeltungsaktionen der siegreichen Partisanen. Nach der gerichtlichen Verfolgung einiger Haupttäter wurde das einigende Moment in den Fordergrund getragen.
Massenmord, Bürgerkrieg die politischen Konflikte zwischen Kommunisten und Monarchisten spielten zwar eine gewisse Rolle in den jugoslawischen Filmen, Literatur und auch in der Wissenschaft, waren aber keine Themen der öffentlichen Diskussion und Politik. Hier wurde zwar völlig zu Recht der Befreiungskampf in den Vordergrund gestellt, doch die Probleme der nach wie vor vorhandenen Risse in der Gesellschaft nur zum Teil und mit widersprüchlichen Maßnahmen angegangen. Die wilde und willkürliche Abrechnung mit den Kollaborateuren in der unmittelbaren Nachkriegsära, der auch viele Unbeteiligte zum Opfer fielen war ein Thema das beschwiegen wurde.

Interne und externe Faktoren des Auseinanderbrechen des jugoslawischen Staates
Hauptfaktoren der ab den 80iger Jahren einsetzenden Zentrifugalkräfte in der jugoslawischen Gesellschaft, waren jedoch die sich verstärkende Krise des jugoslawischen Produktions- und des gesamtgesellschaftlichen Verteilungsmodells sowie die schwindende Integrationskraft und Legitimität der kommunistischen Partei. Eine zunehmende Verschuldung und die immer weiter hinter der Entwicklung der führenden kapitalistischen Metropolen zurückbleibenden Neuinvestitionen untergruben das jugoslawische Ökonomiemodell. Auch der Entwicklungstransfer der die ökonomischen Unterschiede zwischen den bitterarmen und stark unterentwickelten südlichen Regionen ausgleichen sollte, wurde von den entwickelteren Republiken zunehmend in Frage gestellt. In Kroatien machten sich seit den siebziger Jahren verstärkt nationalistische Kräfte bemerkbar, die mit repressiven Mitteln bekämpft wurden.

Alptraum Bürgerkrieg
10 Jahre nach Titos Tot brach schließlich das jugoslawische Modell zusammen. Vor allem die separatistischen Bestrebungen Kroatiens wurden federführend durch die deutsche Außenpolitik Hans Dietrich Genschers unterstützt. Der ungeklärte Status der großen serbischen Minderheit in Kroatien und die durch nationalistische Propaganda unter den Krajina-Serben aufgeheizte Stimmung führten zu bewaffnet ausgetragenen Konflikten, in die weder die in Agonie verfallende jugoslawische Regierung noch die stramm nationalistisch ausgerichtete kroatische Regierung vermittelnd eingreifen konnten und wollten. Im zum Krieg sich ausweitenden Konflikt zwischen Kroaten und Serben wurden mehrere kroatische Städte wie z.B. Vukovar seitens serbischer Einheiten zerstört und kam es schließlich zur Massenvertreibung hunderttausender Serben aus der Krajina. Fortsetzung und seine brutale Zuspitzung fand dieser Krieg schließlich in der Republik Bosnien-Herzegowina. Die schon im kroatisch-serbischen Konflikt religiös aufgeladenen Widersprüche fanden im Konflikt mit den bosnischen Muslimen eine weitere verschärfende Komponente. In diesen kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zum größten Kriegsverbrechen nach 1945 in Europa: Das von serbischen Freischärlern angerichteten Massaker an gefangen genommen Angehörigen islamischer Milizen in Srebrenica.
Der sich ebenfalls zuspitzende Konflikt im Kosovo zwischen Albanern und Serben verschärfte sich in dem Augenblick, als die zuvor als terroristische eingestufte UCK (http://www.gabrieleweis.de/denkwerkstatt/analytisches/schmidt-eenboom-uck-terroristische-vereinigung.htm) offen von den USA und der Bundesrepublik unterstützt wurde. Der Kampf serbischer Ordnungsmächte gegen UCK-Einheiten in dem immer wieder auch Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen wurden, führte zum mehrere Tage dauernden Bombardement Serbiens durch die NATO. 58 Jahre nach dem deutschen Bombenangriff auf Belgrad, tauchten auch deutsche Bomber wieder über Belgrad auf. Die mittlerweile rot-grüne Bundesregierung und diverse Medien (vor allem die FAZ und TAZ) verknüpften dieses militärische Engagement mit einer beispiellosen antiserbisch aufgeladenen Kampagne, in dem ein außer Rand und Band geratenen Verteidigungsminister Rudolph Scharping und ein gewisser Joschka Fischer mit einem völlig unangebrachten Auschwitzvergleich auffielen. Die so durchgesetzte nationale Selbständigkeit des Kosovos führte zu einer Vertreibung der Sinti und Roma, des jüdischen Teils der Bevölkerung und zur Etablierung einer bis heute offensichtlich mafiös (http://www.sueddeutsche.de/politik/mafia-vorwuerfe-gegen-hashim-thaci-europarat-wirft-kosovo-premier-schwere-verbrechen-vor-1.1036384) strukturierten „Regierung“.

Was bleibt ist nicht viel
So wie der jugoslawische Massenaufstand gegen die deutsche Terrorherrschaft in Europa einzigartig war aber Vergangenheit ist, so ist klar, dass das in den fünfziger und sechziger Jahren seine Blütezeit erlebende jugoslawische Modell die gesellschaftlichen Transformationen der kapitalistischen Moderne nicht bewältigen konnte.
Der nur als Katastrophe zu bezeichnende Bürgerkrieg Jugoslawiens ist jedoch weniger dem jugoslawischen Weg unter Tito an sich zuzuschreiben, als dem Unvermögen der sich etablierenden folgenden Politikergenerationen, die die im Zusammenhang weltweiter gesellschaftlicher Wandlungen in den siebziger Jahren auftretenden Konflikte nicht mit zivilen Konfliktbewältigungsstrategien und Kompromissbereitschaft begegnen konnten. Aus diesen Gründen trifft man heute in den ehemaligen jugoslawischen Republiken vor allem ältere Menschen an, die sich an Titos Herrschaft positiv erinnern und diese in Gesprächen auch differenziert benennen können. Unter der jüngeren Generation haben andere Leitbilder diese Identifikation ersetzt. Eine deutliche Verantwortung tragen aber auch jene Kräfte, für die ein zerschlagenes Jugoslawien den eigenen Interessen zugute kommt. Es ist vor allem die deutsche Außenpolitik, die seit 1871 an einem zersplitterten und zerstrittenen Südosteuropa ein großes Interesse hat und mit unterschiedlichen Mitteln bis heute dazu beiträgt, dass dies so bleibt. Jenseits der katastrophalen Folgen des Bürgerkrieges, der auch ein verspätetes Echo des 50 Jahre vorher stattgefundenen Krieges war, gibt es wie in allen Transformationsprozessen auch in den ehemaligen jugoslawischen Republiken Verlierer und Gewinner. Wer heute durch diese Länder fährt, dem springt dies ins Auge. Offene Armut neben mittelständischem Auskommen und sichtbarem Reichtum. Werbeschilder internationaler Konzerne, neben den verblassenden roten Sternen auf zerfallenen Industrieanlagen. Die in den siebziger Jahren an der Adria hochgezogenen Hotelkomplexe, die den örtlichen Arbeitskräften ein auskömmliches und bisweilen würdiges Arbeitsverhältnis sicherten, gehören mittlerweile Aktiengesellschaften und internationalen Tourismuskonzernen, in denen sich zunehmend prekäre Arbeitsverhältnisse durchsetzten. Die betriebseigenen Ferienanlagen, in denen Betriebsangehörige für kleines Geld Urlaub am Meer machen konnten, zerfallen. Und schließlich, eine Jugend, die sich dem vereinheitlichenden Ordnungswillen der kommunistischen Verbände entzogen hat, aber den alles durchdringenden Gesetzten der warenproduzierenden Konsumgüter- und Kulturindustrie unterworfen wird.


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