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Archiv (Druckversion) verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Negatives Deutschlandbild in Serbien


Lutz
09.04.2013, 07:44
In der serbischen Presse wird Deutschland massiv kritisiert, Historiker und konservative Politiker werfen Deutschland Erpressung im Kosovo-Streit vor. Was steckt dahinter?

Der Deutsche am Verhandlungstisch hat keinen Kopf, nur eine überdimensionale geballte Faust: Diese Karikatur der serbischen konservativen Tageszeitung "Večernje novosti" spiegelt im Land die Meinung über die deutsche Politik gegenüber dem Balkan-Staat wider. "Zwischen Belgrad und Berlin ist eindeutig eine Spannung zu spüren", erklärt Dragan Simeunović von der Belgrader Fakultät für Politikwissenschaften. Maßgeblich seien unterschiedliche Ansichten über den Kosovo-Streit, so Simeunović im Gespräch mit der DW.

http://www.dw.de/image/0,,16725983_404,00.jpg (http://www.dw.de/negatives-deutschlandbild-in-serbien/a-16728623#)

Karikatur aus der Zeitung "Večernje novosti"


Die frühere serbische Provinz Kosovo hatte vor fünf Jahren ihre Unabhängigkeit erklärt, wurde aber von der Regierung in Belgrad bis heute nicht als Staat anerkannt. Die Premierminister beider Länder haben sich schon acht Mal getroffen - doch die Gespräche, bei denen die EU als Vermittler auftrat, sind ins Stocken geraten. Belgrad verlangt weiterhin eine weitgefasste Autonomie für alle Kommunen im Kosovo mit einer mehrheitlich serbischen Bevölkerung. Das lehnt die kosovarische Regierung in Pristina ab.

Ende März forderte eine Delegation deutscher Parlamentarier in Belgrad, dass Serbien dieses Problem löst und sich mit Pristina einigt: Sonst könne die serbische Regierung nicht mit einem Termin für die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen rechnen. Dieses ist auch die Position der Europäischen Union. Deutschland sehe man als "mächtigstes Land Europas" und dadurch richtungsweisend für eine Entscheidung den EU-Beitritt Serbiens betreffend, so Simeunović.

"Deutschland als Hardliner"
"Die Politiker in Berlin respektieren beispielweise die breite Autonomie der finnischen Provinz Åland (Anm. d. Red.: in dieser Provinz lebt eine überwiegend schwedischstämmige Bevölkerung). Doch im Fall des Kosovo verlangt Berlin, dass die kosovarische Armee das fast ausschließlich von Serben bewohnte Nordkosovo kontrolliert“, sagt Čedomir Antić, einer der bekanntesten Historiker des Landes. Unter diesen Umständen sei zu erwarten, dass Deutschland vom serbischen Volk "als Feind angesehen wird", so Antić. "Ich bin dafür, dass Serbien Teil der EU wird, aber momentan kann das Land nur als unterworfener Staat beitreten“, betont der Historiker im Gespräch mit der DW.

Genau wie Serbien haben auch fünf EU-Länder Kosovo nicht als Staat anerkannt: Spanien, Griechenland, Zypern, Rumänien und die Slowakei. Deutschland gehörte zu den ersten Staaten, die Kosovo unterstützten. "Deutschland wird in Serbien als der größte Hardliner in der Kosovo-Frage dargestellt. Dazu hat auch die serbische Presse beigetragen", gibt Politik-Experte Simeunović zu bedenken. Umgekehrt hätten die deutschen Medien während der Jugoslawien-Kriege in den 1990er Jahren die Serben "als die Bösen gezeigt".

Zu einer negativen Haltung der Serben gegenüber Deutschland habe auch die deutsche Unterstützung für Kroatien und Slowenien beigetragen, als diese 1991 ihre Unabhängigkeit von der ehemaligen Föderativen Republik Jugoslawien erklärten. Aus der Sicht des Historikers Antić habe die Bundesrepublik vom Zerfall Jugoslawiens profitiert: "Berlin hat sich wieder als die europäische Supermacht präsentiert - nicht nur wirtschaftlich“, meint er im DW-Gespräch. Deutschland hätte die schwierigen Beziehungen zu Serbien schon nach dem Ende des Jugoslawien-Krieges (1995) oder nach der NATO-Intervention gegen Serbien (1999) verbessern sollen - stattdessen würde es aber die Regierung in Belgrad "erpressen", kritisiert Antić.

Historische Ressentiments
http://www.dw.de/image/0,,16726071_404,00.jpg (http://www.dw.de/negatives-deutschlandbild-in-serbien/a-16728623#)
1941: Deutsche Soldaten erschießen serbische Geiseln in Pančevo bei Belgrad


Die Ressentiments gegen Deutschland sitzen in Serbien noch tief: Sie hängen auch mit Feindbildern aus dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Bei den Luftangriffen auf Belgrad starben mehr als 2000 Zivilisten und die Hälfte aller Häuser wurde zerstört. In der von den Deutschen besetzten Stadt Kragujevac wurden Tausende von Bürgern erschossen, darunter 300 Kinder. Im Konzentrationslager Jasenovac (im heutigen Kroatien) wurden rund 80.000 Menschen ermordet - die meisten von ihnen Serben. Natürlich sei er nicht der Meinung, dass deutsche Politiker Faschisten oder Rassisten seien, sagt Historiker Čedomir Antić. Und man müsse sich nicht lebenslang wegen 70 Jahre alter Untaten entschuldigen. Er glaubt aber, "dass Deutschland die Serben benutzt, um die eigenen Frustrationen zu überwinden." Auf diesem historischen Hintergrund quäle die Bundesrepublik Serbien auf sadistische Weise mit den Forderungen zur Lösung des Kosovo-Konfliktes. Das Ganze sei ein "Katz und Maus Spiel".

Doch diese historischen und politischen Ressentiments könnten mit intensiver Diplomatie überwunden werden: Das ist die Überzeugung des Politik-Experten Dragan Simeunović, der selber in Deutschland promoviert hat. Beide Länder sollten ihre kulturellen Beziehungen intensivieren - auch das könne zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen. Und den deutschen Politikern empfiehlt er, nicht zu streng zu Serbien zu sein.
Siehe dazu: Originalartikel (http://dw.de/p/18BsV)