Kyrillische Ortstafeln in Kroatien: Gewissheit über Frieden
Die Umsetzung eines kroatischen Verfassungsgesetzes ist ein erstes versöhnliches Signal nach einer langen Reihe von verstörenden Ereignissen
Vor kroatischen Ortschaften soll es künftig auch Bezeichnungen in kyrillischer Schrift geben - als Zeichen dafür, dass dort auch Serben leben. Die Umsetzung eines kroatischen Verfassungsgesetzes ist ein erstes versöhnliches Signal nach einer langen Reihe von verstörenden Ereignissen und Kommentaren zwischen Serbien und Kroatien. Kurz vor dem EU-Beitritt im Juli will Zagreb wohl auch Brüssel zeigen, dass man EU-Standards in Sachen Minderheitenrechte einhält.
Das heißt noch nicht, dass die politische Eiszeit zwischen Kroatien und Serbien, die mit der Wahl des serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic im Frühjahr 2012 angebrochen ist, nun zu Ende geht. Ein erstes offizielles Treffen zwischen ihm und der kroatischen Staatsspitze steht in den Sternen, auch an eine Rückkehr zu einer gemeinsamen Aussöhnungspolitik ist noch nicht zu denken. Eigentlich hatten Kroatien und Serbien ja vor, die wechselseitigen Völkermordklagen zurückzuziehen. Das ist jetzt kein Thema mehr. Über Schuld und Verantwortung im Krieg wird offenbar noch lange gestritten werden müssen.
Wichtig dabei ist, dass trotz dieses Streits die Gewissheit verankert wird, dass der Krieg ganz und gar vorbei ist. Kyrillische Ortstafeln könnten dazu beitragen; allerdings nur, wenn auf Politisierungen - wie man sie in Kärnten jahrzehntelang betrieb - verzichtet wird. Es geht schließlich nicht um Territorien, sondern um Menschenrechte.
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Quelle: Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 4.1.2013