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Alt 09.04.2013, 17:03
Konni, im Istrien Forum
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Standard Warten auf den 3. Weltkrieg - Die Apokalypse ist f.d.Deutschen der Normalzustand ....

Kolumne
Warten auf den Dritten Weltkrieg


Die Apokalypse ist für die Deutschen der Normalzustand. Nordkoreas Kriegsgeschrei stillt ihre Sehnsucht nach der Katastrophe.


Es braucht nur ein falsches Wort, eine falsche Bewegung, und das Pulverfass kann hochgehen. Es muss ein Soldat an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea nur stolpern und dabei sein Gewehr aus Versehen abfeuern, und schon herrscht Krieg. Nicht nur zwischen Nord- und Südkorea, sondern auch zwischen China und den USA. Ein neuer Weltkrieg also, und auf beiden Seiten wird es diesmal nicht lange dauern, bis die Atombomben fallen.

Gefällt Ihnen dieser erste Absatz? Ich bin auch stolz darauf. Ich hatte mir die Aufgabe gestellt, mal ein paar Sätze in der Art zu schreiben, wie eine typische deutsche Zeitung sie schreiben würde. Und ich finde, es ist mir einigermaßen gelungen.

Seit ich in Deutschland lebe, beobachte ich den journalistischen Stil mancher Publikationen in ihrem durchaus legitimen Drang, Leser und Werbekunden zu gewinnen. In den vergangenen Wochen gab es vor allem ein Thema, das alle anderen von der Titelseite fegen konnte (mit Ausnahme von Bayern München und Margaret Thatcher natürlich): die Atommacht Nordkorea und der kommende Dritte Weltkrieg.

Wie immer haben die großen Boulevardblätter das Rennen gemacht, was die knackigsten Überschriften anging, allen voran Der Spiegel, der "Kim Jong Bumm" titelte. Sprachlich gesehen war aber eine Schlagzeile der Online-Redaktion deutlich besser: "Nordkorea erklärt Kriegszustand". Das bezieht sich wohl darauf, dass der Koreakrieg offiziell nie beendet wurde (so gesehen heißt die eigentliche Nachricht: "Es gibt nichts Neues aus Nordkorea"). Doch die Formulierung "erklärt Kriegszustand" klingt so herrlich nach "erklärt den Krieg", dass es einfach eine Freude war. Da kann selbst Fox News noch was lernen.

In den amerikanischen und britischen Medien dagegen musste man teilweise suchen, bis man die Schreckensnachrichten aus Nordkorea fand. Fast so, als ginge es nicht um den nahenden Dritten Weltkrieg, sondern um diplomatischen Alltag. Vielleicht verstehen die Amis einfach nicht, wie ernst die Lage ist. Andererseits machen die Deutschen vielleicht auch wieder mal einen Elefanten aus einem pummeligen, schlecht gelaunten kleinen Diktator.

Die Deutschen haben den Alarmismus zur Kunstform erhoben, und die Angst vor dem Säbelrasseln der Nordkoreaner ist nur die neueste Ausgabe eines ..... hier weiterlesen - da gibt es noch eine 2. Seite


Autor: Eric T. Hansen
Eric T. Hansen ist Amerikaner, Buchautor (Planet Germany) und Satiriker, der sein halbes Leben in Deutschland lebte, heute in Berlin. Sein neues Buch Planet America ist im September erschienen. Auf ZEIT ONLINE erklärt er einmal in der Woche die Eigenheiten seiner Heimat



Hier ein Leser-Kommentar, der mir aus der Seele spricht:
Zitat:
Als ob die US-Amerikaner keine Angst hätten!

Wer investiert denn so viel Geld in (meistens unnötige) Vorsorgeuntersuchung – so wie Ganzkörper-CT- oder MRT-Scans, die in den USA von Privatunternehmen angeboten werden? Kein Volk auf der Welt so viel wie die US-Amerikaner.

Und wer glaubt denn an die allgegenwärtige Bedrohung durch den Weltterrorismus, an Massenvernichtungswaffen im Irak usw. usf.? Wer steckt so viel Geld ins Militär und in die innere wie äußere Sicherheit? Sie wissen es: Die US-Regierung.

Vielleicht wird in englischsprachigen Medien nur deshalb nicht so viel über Korea berichtet, weil so ein kleiner Diktator es kaum noch über die Wahrnehmungsschwelle für große Bedrohungen schafft.
...

Quelle: zeit.de/politik/ausland

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Herzliche Grüße aus dem (sym)badischen Odenwald,
Konni





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