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Alt 25.12.2015, 13:42
Maritta, im Istrien Forum
Maritta offline
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Quelle: Glas Istre, frei übersetzt von Maritta

Die Weihnachtszeit ist auch in Istrien eine Zeit der Besinnlichkeit und der überlieferten Bräuche, die bis in die vorchristliche Zeit und ins Mittelalter zurückreichen. Einige dieser Bräuche sind natürlich der modernen Zeit angepaßt und ihre heutige Bedeutung dient nur noch der Überlieferung von Traditionen. Sie haben ihren einstigen symbolischen oder magischen Charakter verloren oder sind durch die moderne Lebensweise und Konsumgesellschaft in Vergessenheit geraten. Die meisten der alten Weihnachtsbräuche beziehen sich auf Haus und Familie. In den istrischen Dörfern spürt man die Vorweihnachtszeit hauptsächlich bei der Schmückung des Hauses und in der Küche. Das Haus mußte schön hergerichtet und gereinigt und das Vieh gut gefüttert werden. Die Bewohner machen sich für die Mitternachtsmesse und die Weihnachtsmesse am darauffolgenden Tag zurecht. Weihnachten begann in der Küche bereits am Heiligabend mit vielen interessanten Bräuchen und Regeln, wie man und was man am Vorabend und an Weihnachten ißt. Der Heiligabend war in den istrischen Familien ein ganz besonderes festliches Ereignis. Neben einem gemütlichen Beisammensein der ganzen Familie, einem gemeinsamen traditionellen Abendessen (Bakalar (Stockfisch), Posutice (Teigwaren), Minestrone, gestampften Wirsing und ähnlichem) und einem gemeinsamen Besuch der Mitternachtsmesse, war das gemütliche Zusammensein am offenen Feuer in der Weihnachtszeit ein Muß. In den Häusern, die eine offene Feuerstelle hatten, wurde der Brauch gepflegt, daß man am Heiligabend einen großen Holzstamm mitbringt, der brennen muß, besser gesagt glimmen muß aber nicht ausgehen darf- d.h. vom Heiligabend an bis zu den hl. 3 Königen. Auf diesen Weihnachststamm wurde besonders am Heiligabend achtgegeben und man gab von allen Speisen einen Happen auf diesen Stamm, sogar etwas Wein. Als die offenen Feuerstellen von Holzöfen ersetzt wurden, ist dieser Brauch verloren gegangen. Seit es aber wieder diese Feuerstellen in Gasthäusern und in privaten Haushalten gibt, lebt diese Tradition wieder auf. In einigen Dörfern in der Region um Buje gab es den Brauch, daß man während des Essens am Heiligabend einen Korb mit Heu unter den Tisch stellte. Alle Essensreste blieben über Nacht auf dem Tisch und das Heu darunter. Am Weihnachtsmorgen gab man zuerst dem Vieh das Heu zu Fressen, was unter dem Tisch stand. Am gleichen Abend wurde der Baum geschmückt. In Vranjia unterhalb des Učkas tat man das mit Äpfeln, Orangen und Süßigkeiten. Der Baum schmückte das Haus von Heiligabend bis zu den hl. 3 Königen. Die traditionelle Küche des Volkes am Heiligabend beinhaltete außer bescheidenen salzigen, natürlich fleischlosen Speisen, spezielles Gebäck, welches am Heiligabend zubereitete, früher sicherlich viel einfacher als heute. Fritule (kleine Krapfen), die nach dem Abendessen gebacken wurden, sind ein typisches Weihnachtsgebäck in Istrien. Am Weihnachtstag wurde in den dörflichen Haushalten das Beste zubereitet, was man zu bieten hatte: Fuži, Kraut und Fleisch. Im Unterschied zu heute war dieses Weihnachtsessen in einem istrischen Dorf eines von vielleicht drei Gelegenheiten während des Jahres, etwas ganz besonderes zu essen, was die istrische Gastronomie zu bieten hat. Für uns ist dies zu einem Alltagsessen geworden. Zu Weihnachten wurden auch Weihnachtslieder gesungen. Neben den Weihnachtsliedern gab es auch den Brauch, sich Glückwünsche zu übermitteln. Zwischen Weihnachten und den hl. 3 Königen sind Burschen von Haus zu Haus gegangen und haben gesungen. Belohnt wurden sie mit Wein, Plätzchen, Würsten und Eiern. Die Feiertage endeten an den hl. 3 Königen und der anstrengende Alltag bekann aufs Neue.

Ich wünsche allen Foris ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch!

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Der etwas andere Urlaub in einem istrianischen Steinhaus:
Casa Nova in Porec www.casa-nova-porec.com
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