Thema: Loggia
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 26.01.2012, 13:36
Konni, im Istrien Forum
Konni offline
Super-Moderatorin
Interessen: Istrien - Dalmatien - Geschichte und Mythen
Kroatien-Profi
 
Kroatien Fan seit: 01.12.2009
Ort: im schönen (sym)badischen Odenwald
Beiträge: 7.215
Standard Loggia

Loggia

Die Loggia war die Bühne der kommunalen Verwaltung und des öffentlichen Lebens in vielen Städten und Dörfern Istriens und bestimmte wie der Campanile und der Löwe von San Marco das Stadtbild. Sie gehören zum Inventar vieler Städte und Dörfer in Istrien. Die Vorbilder für den Bau der Loggien waren oberitalienische Städte.

In der Zeit der Kommunen traten an die Stelle des Alleinherrschers die öffentlichen Gremien und die Bürger als Hauptakteure der gesellschaftlichen Organisation. Um ihre eigene Präsenz und Stärke gegenüber den bisherigen adligen oder geistlichen Machthabern zu demonstrieren, wurden Loggien gebaut und damit auch öffentliche Plätze besetzt. Im Gegensatz zu Italien, wo Loggien von einzelnen Interessengruppen genutzt wurden, war die Loggia in Istrien ein kommunales Bauwerk und ein multifunktioneller Raum. Wegen der Nutzungsvielfalt gab es regelrechte Stundenpläne, wie, wann und von wem die Loggia genutzt werden konnte. Sie hatte auch eine wichtige strategische Funktion.

In der Loggia

- traten Richter und Notare zusammen; ein Richtergremium bestehend aus Bürgern und Rechtsvertretern tagte unter Vorsitz des
...Stadtoberhauptes (der Podesta), um öffentliche Angelegenheiten zu beraten und Streit zu schlichten;
- traten staatliche Würdenträger mit dem Volk in Kontakt;
- wurden Proklamationen der Gesetze und andere schriftliche Bekanntmachungen verlautbart;
- wurden Versteigerungen und Verkäufe bei unvorhergesehenem Tod oder Überschuldung durchgeführt;
- konnten Schuldner auch festgehalten werden;
- konnte man Fundsachen deponieren;
- konnte man frisches Brot kaufen (jedoch nur bei einigen);
- wurden städtische Maße und Gewichte aufgehoben, sie waren in der Wand eingelassen und wurden regelmäßig kontrolliert.

Es wurde auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Loggia kein Unterstand für Waren war.

Eine Loggia hat immer offen und zentral zu liegen, von hier aus konnte kontrolliert werden, welche Güter in die Stadt und auch wieder hinaus getragen wurden.

Die Steinbauten werden von Säulen getragen (Säulen und Treppen gelten als Hoheitszeichen), sind offen und lichtdurchflutet, mit aufwändigen Steinmetzarbeiten geschmückt und haben steinerne Bänke und Tische – dies sollte auch die Dauerhaftigkeit der Selbstverwaltung unterstreichen. Die Sitzbänke sind in der Mauer verankert, die Tischbeine im Boden. Die unverrückbaren Bänke demonstrieren auch die Sitzordnungen und somit die Hierarchie bei Versammlungen.

Ist kein Mobiliar vorhanden, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Loggia nicht für Amtshandlungen genutzt wurden, sondern nur für öffentliche Versammlungen, Festlichkeiten und Märkte.

Um die Bürger zu Proklamationen zu rufen, wurde die Glocke der Loggia angeschlagen, wenn in unmittelbarer Nähe ein Gotteshaus stand, wurden dort die Glocken geläutet.

Ab dem 17. Jh. wurden in den Loggien keine Urteilsverkündungen mehr abgehalten, hier erfüllten dann Rathäuser und Gerichte diese Funktion. Aber das öffentliche Leben fand weiterhin dort statt.

Im 19. Jh. wurden in vielen Loggien im Sinne von Altertumspflege Steinsammlungen eingerichtet, wie z. B. im kleinen Lapidarium in Motovun. Heute sind die Loggien Restaurants, Galerien, Bushaltestellen oder einfach schöne Plätze zum Verweilen.

Schöne Loggien stehen in Oprtalj, Novigrad, Hum, Motovun, Labin und Plomin, aber auch in anderen Dörfer und Städte des Landes findet man noch sehr schöne Loggien. Die älteste Loggia steht in Piran und wurde 1273 gebaut. Einige der Loggien in den Bergstädten stehen am Rand der Siedlung mit freier Aussicht ins Tal oder zum Meer. In Buzet steht die Loggia exponiert an der Stadtmauer, in Novigrad mit Blick zum Meer (wegen dieses schönen Blicks wird sie auch „Belvedere“ genannt).

...

...

- - - - -



Herzliche Grüße aus dem (sym)badischen Odenwald,
Konni





MEER GEHT IMMER!

U SRCU NOSIM MORE


Mit Zitat antworten