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Alt 07.02.2011, 22:42
thassoslio offline
Kroatien-Fan
 
Kroatien Fan seit: 31.01.2011
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Standard Jackie´s Geschichte - Eine Erzählung - Achtung lang!

oder wie aus einem kroatischen Gremlin ein deutscher Macho wurde!


Wie beginnt man eine Geschichte über eine Katze?
Erzählt man etwas über die eigene Person, um zu erklären warum man Dinge tut, die andere nicht verstehen können? Das könnte zur Folge haben, dass einige Leser dein Handeln vielleicht doch besser nachvollziehen können und dadurch angeregt werden, Ähnliches zu tun. Oder schreibt man einfach nur, um sich zu rechtfertigen, dass man doch nicht so verrückt ist wie andere glauben. Darüber bin ich mir noch nicht ganz schlüssig.
Beginne ich mit meiner Person, müsste ich mich erst einmal als Wortbrecher, ja fast als Lügnerin bezeichnen. Als jemanden, dem man nicht mehr trauen kann! So sagt es zumindest mein Mann, dem ich hoch und heilig versprochen hatte, mich in diesem Urlaub nur um ihn und unseren Hund zu kümmern. Seine kleinen, mehr oder weniger dezenten Hinweise, die ich bis heute immer wieder zwischendurch zu hören bekomme, wie: „Schatz, wir haben genug mit unseren eigenen Tieren am Hut! Kümmere Dich bitte nur um diese, dann hast Du schon genug zu tun.“, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
Und ich schwöre bei allem was mir lieb ist, ich hatte für diese Reise die besten Vorsätze!
Gute Freunde lästern ja gerne über die Marotten der anderen und so wurde auch ich eine ganze Weile vor dem Urlaub in Istrien mit kleinen Sticheleien bombardiert, die in etwa so geartet waren: „Hoffentlich haben die Kroaten ihre Tiere weggesperrt, sonst fängt Christine wieder alle von der Strasse weg, …oder… „alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist, landet eh in Christines Tasche….“! Diese Hänseleien hatten letztlich aber meinen Willen nur gestärkt, nichts was vier Beine besitzt zu füttern, zu streicheln oder zu beachten. Ich wollte einen entspannten Urlaub, ohne Kummer und Sorgen. So habe ich auch die zusammenfaltbare Transporttasche bewusst zu Hause gelassen. Obwohl meine Freundin noch am letzten Tag sagte, ich solle sie doch besser und sicherheitshalber mitnehmen.
Ich tat es nicht! Ich hatte es meinem Mann versprochen!!!

Unsere Fahrt nach Kroatien begann Mitte Oktober. Wir kamen in diesem Land an, nahmen unsere Ferienwohnung in Beschlag, sahen das Meer und waren sofort begeistert.
Bester Urlaubslaune und voller Unternehmungslust machten wir uns an unserem ersten Tag auf, die Altstadt von Porec zu erkunden. Dabei stießen wir zufällig auf das kleine Restaurant „Rialto“, direkt am Meer. Wir wurden auf herzlichste begrüßt und bedient. Die Möwen landeten auf der Kaimauer, um ein paar Brocken von unserem Essen zu erbetteln. Das sie ja nur zwei Beine besitzen, gelang ihnen dieses auch!
Die Sonne schien warm und spiegelte sich im Meer. In dieser absoluten Hochstimmung genossen wir den guten Laguna Landwein - vielleicht hier ein wenig zu euphorisch. Bevor wir uns wieder auf den Weg machten gab es noch die „Medizin des Hauses“, einen hochprozentigen selbst gebrannten Kräuterschnaps, der ausgezeichnet schmeckte und die Sonne noch heller scheinen ließ.
Ich schreibe dies alles, um mich für meinen „Wortbruch“ etwas zu rechtfertigen….
So gestärkt machten wir uns auf den Weg zurück, durch die schmale Gasse Richtung Kirche, als ich rechts von mir in einiger Entfernung mehrere Katzen sitzen sah. Wie von selbst schlug ich den Weg nach rechts ein und bis mein Mann es verhindern konnte, standen wir vor einem Gitter, hinter dem sich eine Art Innenhof befand. Dort saß ein Mann mit hellem Bart ganz ruhig auf einem Stuhl und las in einer Zeitung, während viele Katzen um ihn herum miteinander spielten, sich putzen oder schliefen. Der Innenhof war mit einfachsten Mitteln katzengerecht ausgestattet, man sah wettergeschützte Schlafplätze und verschiedenste Spielmöglichkeiten. So lag eine Art Wellblechplatte am Boden und eine Katze bereitete es zu diesem Zeitpunkt gerade einen Riesenspaß, auf diese Platte zu springen und wie ein Wiesel darüber zu laufen, was einen ziemlichen Lärm veranstaltete.
An dem Gitterzaun waren zwei DIN A4 Zettel angebracht, die auf das dortige Tun des Mannes hinwiesen und um Spenden baten. Eine kleine Spendenbox war daneben befestigt. Während wir noch lasen, kam der bärtige Mann auf uns zu und mit großem Erstaunen stellten wir fest, dass er ein ausgezeichnetes Deutsch sprach. Die Katzen aus dem Innenhof folgten ihm und strichen um seine Beine. Er erzählte uns ein wenig über seine Katzen, dass er sich das ganze Jahr um sie kümmere, sie füttere und so weit die Spenden es erlauben, sie medizinisch versorge und auch kastrieren lassen würde.
Ich hörte schon gar nicht mehr richtig seinen Erzählungen zu, da mein Blick auf ein kleines, struppiges, braunes Etwas fiel, das nur im entferntesten Sinne Ähnlichkeit mit einer Katze hatte. Um seine Nase bildeten sich beim Atmen kleine bis mittelgroße Schnupfenblasen, sein Atem ging keuchend und wo mal sein rechtes Auge war, sah man jetzt nur noch eine leere, tränende Augenhöhle. Er kletterte durch die Gitterstäbe und miaute leise um uns herum, seinen zerrupften Schwanz dabei kerzengerade in die Luft gestreckt. Ich wusste nicht, wo ich hinschauen sollte, einerseits verspürte ich einen gewissen Ekel, aber auch wahnsinniges Mitleid. Letztlich beugte ich mich zu ihm herunter und nahm ihn auf den Arm.
Sofort kuschelte er sich in meine Armbeuge, rührte sich nicht mehr von der Stelle und mir schien, dass seine Atmung auch etwas ruhiger und leiser wurde. Er fühlte sich schrecklich heiß an!
Ich drückte dieses Häufchen Elend förmlich in die Arme des „Katzenmannes“ zurück, murmelte etwas wie, diese Katze hat hohes Fieber und forderte meinen Mann auf, jetzt weiter zu gehen. Mein Mann warf noch etwas Geld in die Spendenbox, dann noch schnell ein paar Abschiedsfloskeln gewechselt und nichts wie weg.
Ich war immer noch gewillt, mein Versprechen zu halten! Schließlich hatten wir ja etwas für die Katzen getan, indem wir etwas gespendet hatten – so beruhigte ich mich.
Mit meinem Mann sprach ich nicht über meine Gedanken, die mich in den nächsten Tagen beschäftigten. Obwohl ich überzeugt bin, dass er auch ohne Worte wusste, was in mir vorging. Aber wir haben das Thema nicht angerührt und die nächsten Tage wie ganz normale Urlauber verbracht. Zum Ende unserer ersten Woche beschlossen wir –natürlich ganz ohne Hintergedanken – erneut die Stimmung in besagter Konoba zu genießen und dort etwas zu essen.
Nach dem Essen bat ich meinen Mann, doch einmal kurz nachzusehen, ob dieses kleine Katerchen noch am Leben sei. Er stimmte etwas missgestimmt zu und so machten wir uns auf den kurzen Weg zu unserem „Katzenmann im Garten“. Wieder saß er in seinem Innenhof, kam auf uns zu und wir unterhielten uns angeregt durch die Stäbe des Gitterzauns. Das Katerchen lebte noch!
Herr Hanzek oder Zeljko („Jacko“ - wie wir ihn später nennen durften) holte ihn gezielt aus der Menge der vielen Katzen hervor und nannte uns den Namen des Katers: Jackie! Nach dem einäugigen Piraten aus einem Film – wie er uns erklärte. Oh weh, jetzt hatte das „Kind auch noch einen Namen“ und war nicht mehr so neutral und anonym wie vorher.
Sein Gesundheitszustand war unverändert. Wieder ließen wir etwas „Gewissensgeld“ da und gingen zurück zu unserer Feriewohnung.
Zwei Tage später planten wir bei herrlich sonnigem Wetter einen Nachmittag am Meer. Wir packten eine gute Flasche Landwein ein und setzten uns ans Wasser und genossen Wein und Sonne. Und nach ein paar Gläschen kam das Gespräch auch auf Jackie. Ob er hier wohl überleben würde?
In gelöster Weinstimmung gingen wir verschiedene Varianten an Hilfestellungen durch, wobei ich aber immer wieder zu dem Schluss kam, dass er hier nicht überleben würde.
Mein Mann zog alle Register! Wie ich mir das vorstellen würde? Man könne ihn doch nicht schmuggeln? Noch eine weitere Katze bei uns zu Hause, dulde er nicht.
Wie das denn mit der langen Fahrt im Auto funktionieren solle, zum Beispiel, mit dem Klogang? Was wäre, wenn er an der Grenze „beschlagnahmt“ wird und in Quarantäne muss? Ob ich eine Vorstellung von den anfallenden Kosten bei einer Beschlagnahmung hätte? Und wenn er dort verbleiben müsste, wäre dem Kater überhaupt nicht gedient, dann hätten wir es nur schlimmer für ihn gemacht. Es sei fraglich, ob Jackie gesundheitlich die lange Fahrt überhaupt übersteht. Und wo er meiner Meinung nach bis zur Abreise verbleiben solle? In der Ferienwohnung wolle er keinen Ärger, somit ginge es dort nicht.
Ihm fielen wirklich viele Argumente ein ….
Außer einem schweren Herzen und ein paar Tränen meinerseits kamen wir zu keinem Ergebnis an diesem Tag. Aber irgendwie reifte wohl doch durch dieses Gespräch ein Entschluss heran.
Wie genau es kam, dass wir uns am Tag darauf entschieden zu Zeljko zu gehen und zu sagen, dass wir Jackie mit nach Deutschland nehmen wollen, kann ich gar nicht mehr sagen.
Ich sehe uns nur vor dem Gitterzaun stehen und mit Zeljko besprechen, dass wir Jackie über die Grenzen schmuggeln wollen, dafür aber einen Katzenkorb benötigen und wo wir diesen kaufen können. Zeljko erklärte uns, wie es andere Touristen zuvor bewerkstelligt hätten und beschrieb uns den Weg zum nächsten Tiergeschäft. Zielstrebig machten wir uns wieder auf, an das andere Ende der Stadt zu gelangen, um eine Transporttasche zu kaufen.
Wir entschieden uns letztlich aus Kostengründen gegen eine Tasche und kauften eine normale Transportbox. Die Verkäuferin bekam unsere Diskussionen um ein geeignete „Schmuggelbox“ mit und riet uns, doch besser zu einem Tierarzt zu fahren, um uns dort für Jackie die benötigten Papiere zu besorgen. Es müsste heute auch noch zu schaffen sein, sagte sie uns freundlich, da die Tierärzte in Kroatien um 17.00 Uhr wieder aufmachen würden. Es entstand erneut eine Diskussion zwischen mir und meinem Mann, um ein Timing hinzubekommen. Da wir unser Auto an der Ferienwohnung belassen hatten, machte sich mein Mann auf den Fußweg, um das Auto zu einem vereinbarten Treffpunkt zu holen. Unterdessen flitzte ich mit meiner leeren Katzentransportbox erneut an das andere Ende der Altstadt zurück zum Katzengarten, um dort ganz aufgeregt Zeljko mitzuteilen, dass ich Jackie nun mitnehmen wolle, um ihn zum Tierarzt zu fahren. Etwas verwundert, aber sehr gelassen, packte er den kleinen Kater in die Box und erklärte mir noch einmal genau den Weg zu seinem bevorzugten Tierarzt.
Mit der Katze in der Box in der Hand, die verwunderten und manchmal auch spöttischen auf mich gerichteten Blicke der vor ihrer Tür stehenden Ladenbesitzer spürend, eilte ich erneut durch die Altstadt zurück, am Markt vorbei und dann Richtung Spadici, wo mein Mann auf mich wartete.
Den Tierarzt Dr. Matic fanden wir recht problemlos. Wir wurden sehr freundlich empfangen und konnten fast ohne zu warten ins Behandlungszimmer. Jackie wurde untersucht und sehr skeptisch betrachtet, aber letztlich sagte man uns, wenn er regelmäßig für 3 Tage ein Antibiotikum und andere Medikamente gespritzt bekommen würde, er es schaffen würde zu überleben. Jackie hatte Fieber und benötigte zudem eine konstante Versorgung der entzündeten Augenhöhle mit Salbe. Diese wurde uns mitgegeben und wir wurden für die nächsten zwei Tage einbestellt, damit Jackie entsprechend medizinisch versorgt werden konnte.
Damit waren wir für heute entlassen und man glaube es kaum, ich machte mich erneut auf den mit mittlerweile sehr vertrauten Weg mit der Katze in der Box von Spadici aus, am Markt vorbei durch die Innenstadt von Porec zurück zum Garten…………
Dort lieferte ich Jackie wieder ab und verabredete mit Zeljko, dass ich am nächsten Tag um 17.00 Uhr wiederkäme, um ihn für den Tierarztbesuch abzuholen. Die Augensalbe ließ ich dort und er versprach, Jackie damit zu versorgen und auch, ihn in seiner Wohnung schlafen zu lassen. Denn die Nächte im Oktober waren teilweise schon sehr kalt und ich hatte Angst, dass sich sein Zustand weiter verschlechtern könnte.
Somit waren unsere nächsten zwei Tage - zumindest für die Abendstunden - schon mal verplant. Das Weintrinken vertagten wird von nun an auf die Mondscheinstunden.
Die nächsten Tierarztbesuche erfolgten immer nach dem gleichen Schema. Mein Mann ließ mich am Hafen aussteigen, ich lief zum Garten, holte Box und Katze ab, während mein Mann zwei bis drei Runden um Porec fuhr, mich und Jackie am Hafen wieder einlud, um das Gleiche dann nach dem Tierarztbesuch genauso zu praktizieren,
Wir hofften sehr am Mittwoch dann die Papiere für unser Sorgenkind zu bekommen, da das ganze Unterfangen schon sehr zeitraubend war und nicht unbedingt zu einer guten Stimmung meines Mannes beitrug. Leider sagte man uns aber, dass Jackie in diesem Zustand noch nicht reisen könne. Er benötige noch mindestens die nächsten Tage bis zu unserer Abreise weitere medizinische Versorgung.
Mein Mann hatte schon vorher immer befürchtet, dass 3 Tage medizinischer Versorgung nicht ausreichen würden. Sagte aber auch, dass, wenn dem so sei, wir auch noch die nächsten Tage fahren würden, – jetzt hätten wir es begonnen und würden es auch sinnvoll zu Ende bringen.
Da mein Mann merkte, dass es mir immer schwer fiel, den kleinen Kerl zurück in den Garten zu bringen, „schenkte“ er mir an diesem Mittwochabend eine ½ Stunde Kuschelzeit mit ihm im Auto, während er mit dem Hund Gassi ging.
Hierfür an dieser Stelle noch mal einen dicken Kuss an meinen geduldigen Mann!

Wir beschlossen zu unserer eigenen Entlastung, Jackie am Donnerstagabend nach dem Tierarzt mit in die Ferienwohnung zu schmuggeln. Wir wussten nicht, ob man es uns erlauben würde, also haben wir nicht gefragt und gehofft, die verbleibenden zwei Tage mit Katerchen in der Wohnung unauffällig zu überstehen, was uns auch gelungen ist.
Den Donnerstagmorgen verbrachten wir bei Lidl, um Streu und Futter zu kaufen, einen Karton für ein Katzenklo und Proviant für die Rückfahrt zu besorgen.
Nach dem Tierarztbesuch schafften wir es samt Katerchen unbehelligt in die Ferienwohnung zu gelangen. Bloß nicht hier auch noch Probleme bekomme!
Jackie fühlte sich dort erst gar nicht wohl, er miaute kläglich nach seinen Artgenossen, unser Hund machte ihm Angst (er war auch nicht sehr freundlich zu Jackie) und er wollte immer auf den Balkon nach draußen. Im kleinen Badezimmer, welches wir ihm katzengerecht hergerichtet hatten, wollte er alleine überhaupt nicht bleiben.
Wie schlecht sein Zustand war, fiel uns erst jetzt richtig auf. Der kleine Mann atmete so laut, dass man ihn durch die geschlossenen Türen hören konnte. So etwas habe ich noch nicht gehört und ich glaube behaupten zu können, mich mit Katzen recht gut auszukennen.
Sein Atem rasselte förmlich, der ganze Körper zog sich beim Einatmen zusammen wie bei einem Asthmakranken und die Geräusche die entstanden, erinnerten uns an den Film „Die Gremlins“. Wer diesen Film kennt, erinnert sich vielleicht an die schmatzenden, grunzenden Laute, die die „bösen Gremlins“ erzeugten, wenn sie wieder etwas anstellten.
So entstand auch sein erster Kosename: Unser kleiner Gremlin!
Was noch auffiel, war ein unerträglicher Gestank des kleinen Katers. Ich dachte erst es sei Fischgeruch, weil er vielleicht so viele Fischabfälle bekommen hatte. Heute weiß ich durch meinen Tierarzt, dass der Geruch durch die Entzündungen und seinen Krankheitszustand entstand.
Sein After stand riesig hervor und war rot und wund (eigentlich bestand der kleine Kater nur aus seinem Anus, wenn man ihn von hinten betrachtete), die Beckenknochen malten sich deutlich ab, da seine Seiten so eingefallen waren. Sein gesamtes Fell war struppig, der Schwanz sah aus wie eine alte Spülbürste, der an manchen Stellen bereits die Borsten ausgegangen sind.
Sein angebotenes Fressen nahm er nicht an und ich war schon ganz panisch, denn bei 950 g bei einem fast 3,5 Monate alten Kater, ist jedes Gramm wichtig. Und der Tierarzt hatte immer gesagt, wenn er frisst und trinkt, dann schafft er es auch! Aber alle Versuche schlugen zuerst einmal fehl.

And diesem ersten Abend schlief Jackie in meinem Arm, bis ich ihn in sein verhasstes Badezimmer brachte, wo sein Schlafkarton auf ihn wartete. Wir dachten – sicher ist sicher – denn wir wussten nicht, ob der kleine Kerl auch stubenrein war. Aber hier gab es überhaupt keine Probleme.
Als ich in der Nacht noch einmal nach ihm sah, hatte er sein Futter komplett geleert. Mein Gott, war ich froh!

Freitag ging es morgens ein letztes Mal zum Tierarzt. Wir hatten mittlerweile umdisponiert und transportierten Jackie in einem dieser faltbaren Stoffkörbe zum Einkaufen, die oben mit einem Reißverschluss geschlossen werden können. Übrigens, absolut geeignet für solche Zwecke und eine kostengünstige Lösung!!
Endlich hielten wir den Impfpass in den Händen. Jackie gehörte jetzt mir! Die 94 Euro für die Behandlung fand ich völlig angemessen- inklusive Chip und Pass, aller Medikamente, Nasenspülung und das mitgegebene Antibiotikum für das Wochenende. Ich war einfach nur selig, es bis hier geschafft zu haben.

Von Beginn der Geschichte an hatte ich mit meiner Freundin in Deutschland immer wieder Kontakt, da sie meine vier daheim gebliebenen Katzen liebevoll versorgt, während ich mich in der Weltgeschichte herum treibe. Es war beschlossene Sache, dass sie Jackie bei sich aufnehmen würde. Ohne ihre Zusage, hätte mein Mann nicht erlaubt, ihn mitzunehmen.
Das Gefühl, ihn nicht behalten zu können, überschattete jedoch ein wenig das Glück, ihn endlich mitnehmen zu können.

Wieder in der Ferienwohnung angekommen wurde schnell gepackt, da es am nächsten Morgen recht früh in Richtung Heimat losgehen sollte. Jackie schlief in dieser Nacht trotz seines wirklich bestialischen Gestanks auf einem Handtuch zwischen uns im Bett.

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tags war ich schrecklich aufgeregt. Würde alles gut gehen? Hoffentlich miaut Jackie nicht die ganze Zeit? Und die 4 Grenzen? Mir war richtig schlecht! Aber nach Hause mussten wir ja! Schnell noch eine Runde mit dem Hund Gassi und dann ging es los.
Jackie saß in dem bereits beschriebenen Einkaufskorb zu meinen Füßen auf der Beifahrerseite.
Nach der ersten halben Stunde Fahrt begann er ein klägliches Miauen. Er wollte dort nicht mehr bleiben. Er krabbelte, nachdem ich den Reißverschluss völlig geöffnet hatte, an meinen Beinen hoch, legte sich wie selbstverständlich auf meinen Schoß und schlief ein. An den Grenzen versteckte ich ihn im Einkaufskorb, legte die Reiskarte darüber und hoffte inständig, dass alles gut gehen würde. Wir hatten den Pass zwar griffbereit, zeigten aber nur den unseres Hundes vor. Dazu muss ich noch sagen, dass unser Hund eine richtige Bestie im Auto ist. Nähert sich jemand dem Auto oder spricht mit uns, zum Beispiel an den Mautschaltern, fängt sie wie irre zu bellen an und macht ein wahnsinniges Theater. Vielleicht trug ja ihr Verhalten zu einer ungehinderte Passage bei, auf jeden Fall konnten wir alle Grenzen ohne größere Kontrollen passieren.
Zwischenzeitlich hatte ich den Einkaufskorb zur Katzentoilette umfunktioniert, indem ich diesen mit Plastiktüten nach unten hin abdichtete und mit Streu füllte. Auch hier zeigte sich Jackie sehr clever und nahm es problemlos an. Er krabbelte an meinem Bein hinunter, verrichtete sein Geschäft und kehrte auf selbigen Weg zurück, um seinen Schlafplatz wieder einzunehmen.
So schlief Jackie fast die ganzen 14 Stunden ruhig auf meinem Schoß oder auf dem Arm, nur kurz unterbrochen durch Fressen, Trinken, Medikamentengabe oder um seine Toilette aufzusuchen.
Das würde übrigens heute bei seinem Temperament nicht mehr so funktionieren!
Uns zeigte es aber nur, wie geschwächt und in welch schlechten Zustand er war.

Spät abends zu Hause angekommen, wurde Jackie erst einmal in einem separaten Bereich unseres Hauses untergebracht. Wir wollten nicht, dass unsere 4 Katzen Schaden nehmen und sich anstecken. Natürlich konnte er in der ersten Nacht nicht mutterseelenallein in ihm völlig fremder Umgebung schlafen! Also richtete sich mein Mann einen Schlafplatz ein und blieb in dieser Nacht bei ihm. In dieser Nacht von Samstag auf Sonntag schliefen Jackie und er gut gemeinsam in einem Bett.
Ich löste ihn dann zu Beginn der Woche dort ab. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass das für die nächsten 8 Wochen mein Quartier werden würde, großteils ohne meinen Mann, meinen Hund und meine Katzen.
Wie es dazu kam und was passierte - siehe demnächst Teil 2 der Geschichte: Bilder folgen

Danke für Eure Geduld beim Lesen, aber ich muss das alles mal loswerden!
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