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Alt 21.05.2010, 09:40
Eliane, im Istrien Forum
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Standard Babette - Tierleid mitten in Deutschland

Mittlerweile haben wir viele Kontakte zu anderen Tierschutzvereinen. Wir helfen uns gegenseitig mit Informationen und auch bei der Vermittlung von Tieren. So gibt es auch einen Kontakt zu Gaby, der Vorsitzenden vom Katzenschutzbund Mönchengladbach e.V.. Sie hat mir folgende Geschichte von Babettchen zukommen lassen, die ich hier gerne veröffentlichen möchte. Viele Streunergeschichten, von ehemaligen ausgesetzten Hauskatzen überall auf der Welt enden so oder so ähnlich. Gott sei Dank gibt es diese Katzenengel wie Gaby einer ist. Helft bitte Daumen drücken, dass Babettchen überlebt!

Am Feiertag, Donnerstag letzte Woche 13.04.2010, wurde mir eine Katze mitten aus dem Ort von Kindern gebracht, in einem mehr als entsetzlichen Zustand (und ich bin sehr viel gewohnt). Sie wiegt ca. 1000 gr, ihr kompletter Körper ist verfilzt wie bei einer Perserkatze, das linke Auge ist blind und verletzt, sie war total dehydriert und konnte weder fressen noch trinken. Ihr Gesicht und die Beine stehen vor Dreck, ihr After und Scheide war mit alten, hartem Kot total verdeckt.

Unser aktueller Tierarzt war am gleichen Abend direkt der Ansicht, sie hätte vermutlich eine Seuche und wollte sie einschläfern, was ich nicht zugelassen habe, denn ich wollte ihr eine Chance geben. Sie bekam ein Antibiotikum und Flüssigkeit und die nächsten 14 Stunden lag sie wie tot in einem warmen Körbchen, wobei sie leider vorher noch einige Male Schaum gespuckt hatte. Freitag mittags hatte ich dann auch den Eindruck, es hat keinen Zweck mehr und war kurz davor, sie erlösen zu lassen. Dann ging ich wieder ins Bad und das Körbchen war leer. Sie sass oben auf einem Handtuchregal (!) und im Katzenklo war eine winzige Pfütze.

Nun stand mein Entschluss fest, sie will kämpfen und ich war so gerührt von ihr. So schwach, so verhungert und so verletzt und dann so ein Kampfgeist. Ich habe sie an dem Tag in Ruhe gelassen und habe dann ion der Nacht zunächst ihren Afterbereich in Stundenarbeit mit einer Nagelschere Millimeter für Millimeter freigelegt. Sie schnurrte leise und milchtretelte etwas, sowas von süss. Sie ist ganz sicher mal eine Hauskatze mit Besitzer gewesen und muss jahrelang vernachlässigt / nicht versorgt worden sein bei dem Zustand. Dann stellte ich fest, daß sie im Mäulchen auf der linken Seite eine komplette Wand an Zahnstein hatte, sie kann auch das Mäulchen nicht öffnen, nur einige Millimeter, somit auch nicht fressen. Sie tunkt ihr Gesichtchen in Wasser oder Flüssigkeit (und niest dann natürlich auch) und ergattert so minimale Mengen. Mir war klar, daß sie mit den Mengen an Zahnstein (plus sicherlich Geschwüre im Mäulchen und Schmerzen) auch gar nichts machen kann. Also wollte ich samstags dann wieder zum Tierarzt und er meinte, er hätte keine Zeit und es wäre ja kein dringender Fall, ich könne ja Sonntags kommen und dann würde er sie in Narkose legen (die sie niemals hätte überleben können) und das Mäulchen anschauen und behandeln.

Ich habe dann Samstags Abends (welche Wahl hat man da schon in punkto Tierarzt) riesiges Glück gehabt und eine Tierärztin hatte Notdienst, die ich bereits kannte und wo ich einen guten Eindruck hatte. Ich bin mit der Kleinen dahin und dort wurde sie gründlich untersucht und dann kam der Satz "wenn es meine wäre, würde ich sie erlösen" auch von ihr. Nun ja, ich habe ihr dann gesagt, daß ich es versuchen möchte, da die Katze es möchte und ich die Hoffnung habe, sie schafft es. Sie schaute mich ungläubig an und sagte, sie wäre da sehr pessimistisch, aber okay, wir machen es. Sie bekam dann ein anderes AB, Baytril - dies haben wir jetzt jeden Tag seitdem gespritzt und natürlich wieder Flüssigkeit. Sie hatte keine Untertemperatur und die Tierärztin war sich sicher, daß vermutlich die Nieren (was bei Katzen ja auch leider Todesursache Nr. 1 ist) langsam versagen.

Bereits am Sonntag nachmittag wurde ich mit einem Krächzen begrüsst und Katzi stand milchtretelnd im Bad - vorher hatte sie immer nur im Körbchen gelegen. Am Sonntag abend habe ich die Tierärztin dann überredet, ihr den Zahnstein ohne Narkose zu entfernen, denn eine Narkose würde sie nie überstehen. Erst wollte sie das nicht, weil sie Angst hatte, daß dann auch Zähne mit abbrechen, da es so ein riesiger Brocken war, aber ich kenne das von meinem tollen, alten Tierarzt, er hat das oft gemacht, zumindest das Schlimmste vorsichtig so herausmachen, wenn eine alte Katze keine Vollnarkose vertragen konnte. Sie hat sich dann überzeugen lassen, hat einmal angesetzt mit einem Instrument und schwupps, war ein Brocken an der linken Seite heraus, der ungelogen die Größe einer Kirsche hatte
(nicht Kirschkern, sondern Kirsche !).

Am Montag hat sie dann erstmals nennenswerte Mengen getrunken, leider nur Whiskas Katzenmilch, alles andere wie z.B. Aufzuchtsmilch, die viel mehr Energie geben würde, verweigert sie. Auch oral ihr etwas mit einer Spritze zu geben, funktioniert nicht, da sie das Mäulchen so fest zuhält, daß nichts hineingeht und wenn, dann lässt sie es wieder herauslaufen.

Montag abend war die Tierärztin dann schon sehr erstaunt, meinte der Kreislauf wäre viel stabiler und schaute sich die Katze verblüfft an. Gestern abend dann habe ich ein Schüsselchen mitgenommen mit der Katzenmilch und sie hat dann auf dem Behandlungstisch ihre Milch geschlabbert und wurde währenddessen dann gespritzt und bekam keine Flüssigkeit mehr, weil ihr Zustand schon viel besser wäre.

Die Tierärztin war mehr als erfreut und meinte, daß hätte sie sich nie vorstellen können, daß die Kleine das packt und wir sind nun auf dem richtigen Weg. Sie hinterlässt inzwischen größere Pfützen im Katzenklo und gestern abend war dann auch ein Häufchen da, was mich total gefreut hat. Inzwischen habe ich auch ein Drittel Katze mit Hilfe von viel Geduld und Nagelschere entfilzen können, das ist Millimeterarbeit, da sie sehr dünne, helle Haut hat und der Filz direkt an der Haut sitzt.

Sie krächzt mich jetzt immer an, wenn ich das Bad betrete und läuft herum, will ihre Milch haben und schmust. Ich weiß, es kann immer noch schiefgehen, aber ich hoffe so sehr, daß wir sie hochpäppeln können. Ab sofort heisst sie Babette.

Ich wüsste so gerne, wer diese Katze so sehr im Stich gelassen hat. Leider ist das Katzenelend bei uns von enormem Ausmaß, je ländlicher, je schlimmer und Katzen, speziell herrenlose Streuner haben gar keine Lobby. Die Katzen sind hier nicht besser dran als in Spanien oder sonstwo, nur ist das Elend unsichtbarer, weil die Tiere meist sehr scheu sind und man sie nicht zu Gesicht bekommt.

Auch bei uns ist ja Abschiessen, Erschlagen, Vergiften, Ertränken an der Tagesordnung, das wissen leider nicht viele Menschen.

Umso besser, wenn sich einige Menschen engagieren für diese armen Tiere.



Fortsetzung folgt.

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