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Alt 28.01.2012, 16:41
Konni, im Istrien Forum
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Standard Es schmeckt so grün – die Olive

Es schmeckt so grün – die Olive


Der Ölbaum gehört zu den ältesten Kulturpflanzen des Mittelmeerraumes. Schon in den homerischen Gedichten werden sein immergrünes Laub, sein hartes Holz und sein hohes Alter oft besungen und Odysseus soll sogar sein Ehebett auf den Wurzelstock eines Olivenbaumes gezimmert haben. Wegen seinen weit reichenden Wurzeln gilt der Baum auch als dauerhaft und auch sein Öl, das zum Einreiben des Körpers verwendet wurde, galt als Luxusgut. Wann genau die Wildform kultiviert wurde ist unbekannt, jedoch deuten archäologische Funde darauf hin, dass dies etwa um 4000 v. Chr. in Kreta geschah.

.... Einer griechische Sage nach sollten die Götter Athene und Poseidon einen Wettstreit ausgetragen haben: Als Gewinner sollte derjenige
.... gelten, der den Bewohnern von Athen das sinnvollere Geschenk überbringt. Athene setzte sich mit dem von ihr erschaffenen Olivenbaum
.... durch, der den antiken Griechen als heilig galt. In vielen griechischen Städten war es per Gesetz verboten, Olivenbäume zu fällen.

.... Der Olivenzweig ist auch ein Zeichen des Friedens, Besiegte, die um Frieden baten, trugen einen dieser Zweige in ihren Händen;
.... die UNO hat die Zweige in ihrer Flagge. Der Ölbaum gilt auch als Symbol von Leben und Kultur im ursprünglichen Sinne des Wortes,
.... denn als Noah eine Taube aussandte, brachte sie in ihrem Schnabel einen Zweig des Ölbaumes zurück – die Sintflut war zu Ende
.... und Land in Sicht.

Olivenbäume kamen ca. im 1. Jh. v. Chr. in den Raum der östlichen Adria. In den ersten Jahrzehnten der kaiserlichen Perioden wurden Oliven und Weinbau die wichtigsten landwirtschaftlichen Zweige und deren Erzeugnisse Öl und Wein die Hauptexportartikel. Auch das istrische Olivenöl war in der antiken Welt nicht unbekannt und lateinische Chronisten und Autoren erwähnten es mit Bewunderung, sie stuften es qualitativ gleich hinter den italienischen Ölen ein. Seit Beginn der römischen Herrschaft wurde in Istrien eine ökonomische Struktur entwickelt, die auch ein starkes Wirtschaftswachstum brachte, bei den Römern galt Istrien als Getreidekammer, aber auch Oliven, Wein und Fisch aus Istrien waren auf den cisalpinen Märkten gegenwärtig.

Die Geographen haben den Olivenbaum zur Leitpflanze des Mittelmeerraumes ernannt. Über die griechische Welt kam die Olive nach Rom und von dort aus in die Provinzen des römischen Reichs. Der Baum liebt das Klima des Meeres und den Kalkboden. Olivenbäume können bis zu 2000 Jahre alt werden – es sind widerstandsfähige Lebewesen und mit dem Alter kommt der Charakter. Die wolkigen Kronen, die knorrigen Äste und der gewundene Stamm machen jeden Baum zu einem Unikat. Auf der Insel Brijuni steht ein 1600 Jahre altes Exemplar, der bis zum heutigen Tag Früchte trägt – er ist der älteste Ölbaum Kroatiens.





Auf den meisten Olivenplantagen stehen jedoch jüngere Bäume, insgesamt ca. 600.000 Stück – die Nachfrage nach istrischen Olivenöl wächst. Man schätzt, dass ca. 400.000 davon fruchtbar sind – in den letzten 15 Jahren hat sich der Bestand an Olivenbäume fast verdoppelt. Nach 5 Jahren trägt der Baum mit den weißen und unscheinbaren Blüten die ersten Früchte.


Die Blätter des Ölbaumes sind schmal, lanzettförmig und ledrig, die Oberseite ist blaugrün, die Unterseite silbrig – deshalb sehen die Olivengärten aus wie silbrige Bänder auf rotem Grund.






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Istrien ist eines der nördlichsten Anbaugebiete für Oliven in Europa. Der Unterschied zwischen warmen Tagen und kühlen Nächten steigert das Aroma. Allerdings müssen die Landwirte aber bei strengen Wintern um ihre Bäume zittern, sie erfrieren bei Temperaturen um minus 14°C, deshalb werden in kalten Nächten Feuer zwischen den Bäumen entzündet, damit der Rauch den strengen Frost vertreibt. Verschiede Olivensorten werden in Istrien kultiviert: Neben der hellen Sorten Bjelica und den dunklen heimischen Sorten Crnica und Buža, gibt es noch die Sorten Moraiolo, Morasola und Rosinjola sowie die italinischen Leccino, Frantolo und Pendolino. Zwischen Buja und Buzet, Savudrija und Vodnjan gibt es ca. 40 Hersteller des kostbaren Öles – die grünen Schilder der Olivenstraße, der „Ceste maslinova ulja Istre“ weisen den Weg.

In der Balini-Ölmühle in Foškići bei Lovran kann man noch die Produktion zu vorindustriellen Zeiten anschauen: Die Oliven kommen in einem Korb aus Hanfseilen in die Steinmühle, wo sie zerkleinert werden – diese Mühle wurde früher von zwei Menschen und einem Esel, der im Göpel ging, angetrieben.

Heute wird das Öl in modernen Ölmühlen hergestellt. Gute Qualität wird aber nur dann erreicht, wenn die Ernte so schnell als möglich verarbeitet wird, es zählt jede Stunde, um aus frischen Früchten ein aromatisches Olivenöl zu pressen. In den Hallen dominiert eine Maschinerie aus Nirosta.




Die Oliven werden in einem Trichter geschüttet, Apparaturen rütteln diese, um restliche Blätter und Verschmutzungen zu beseitigen, dann werden sie gewaschen. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Oliven samt den Kernen mit ihren wertvollen Konservierungsstoffen zerkleinert und ca. eine halbe Stunde bei einer Temperatur von 23°C zu einer Paste gerührt. Diese Masse kommt in eine hydraulische Zentrifuge, die dann letztendlich das Öl abscheidet. Diese Prozedur dauert mehrere Stunden. Aus einem Kilogramm Früchte werden ca. 9 bis 14 Prozent Öl zentrifugiert, es wird natürlich immer sortenrein gepresst.






Farma "Jola" bei Savudrija


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Oliven haben auch ihren festen Platz im religiösen Brauchtum Istriens:

Die Palmbüsche, die am Palmsonntag zu Beginn der Karwoche geweiht werden, sind aus den Zweigen des Ölbaums. Sie erinnern daran, dass Jesus, als er in Jerusalem einzog, mit grünen Blättern gehuldigt wurde. Die geweihten Palmbüsche bleiben die ganze Karwoche über dem Eingang des Hauses, in der Osternacht werden die Zweige ins Haus, auf die Felder und in den Stall gebracht. Sie werden über die Betthäupter, in der Küche und in jedem Raum verteilt und sollen das Haus und die Bewohner vor Unwetter bewahren und vor Krankheiten schützen. Die geweihten Ölbaumzweige aus dem Vorjahr werden danach verbrannt.

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Herzliche Grüße aus dem (sym)badischen Odenwald,
Konni





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