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Konni
25.08.2013, 12:16
Insel Rab: Nackt wie ein König

Seit vor Jahrzehnten Edward VIII. hier im Adamskostüm ins Meer stieg, gilt die kroatische Insel Rab als Paradies für Nudisten. Doch nur mit den FKK-Touristen will man sich nicht zufriedengeben - und lockt nun auch Familien, Kulturfans und Partyurlauber an.

"Und das soll die am üppigsten begrünte Insel in der gesamten Kvarner Bucht sein?" Thomas und Patricia Hiller, erfahrene Kroatien-Urlauber, die bereits von den berühmten Inselnachbarn Krk, Lošinj und Cres begeistert waren, können es bei der kurzen Fährüberfahrt von Stinica am Festland nach Mišnjak auf Rab nicht glauben. Kein Wunder, blicken sie doch auf eine öde, von der Bora kahl gefegte Bergflanke. "Die Insel wirkt richtig nackt", meint Thomas, und Patricia kann sich den Kalauer nicht verkneifen: "Ob das der Grund für den vielgepriesenen FKK-Tourismus hier ist?" In der Tat sprachen sie zu Hause viele Freunde stets auf dieses Thema an, wenn sie von ihrem geplanten Reiseziel erzählten. Der Ruf als Nudisten-Mekka ist legendär.

Doch von dieser Urlaubsart wollen die Hillers nichts wissen. Dafür wissen sie nach der Ankunft auf der knapp hundert Quadratkilometer großen Insel und ein paar Straßenkurven später, dass das von den Römern auf "Felix Arba", der dunkle Wald, getaufte Eiland zwei Gesichter hat: Jenseits der nordöstlichen Bergkette konnte sich eine von der Sonne verwöhnte und üppige Vegetation entwickeln, die dichter und bunter ist als auf anderen Inseln der Region.

Bunter als anderswo ging und geht es auch im touristischen Leben zu. Und freizügiger. Angeblich wurde hier der FKK-Tourismus erfunden. Von niemand Geringerem als einem König. Edward VIII. von England holte sich bei einem Besuch im Jahr 1936 offiziell von den lokalen Behörden die Erlaubnis zum Nacktbaden. Anschließend, so heißt es, habe er in Begleitung von Lady Simpson, seiner späteren Gattin, in der Kandarola-Bucht ein hüllenloses Bad genommen.

Seitdem gilt Rab als Wiege der Freikörperkultur. Entsprechende Strandabschnitte entstanden, eigene Naturisten-Campingplätze und Ferienanlagen. Noch heute ist das "königliche" Kandarola als FKK-Strand ausgewiesen. So wie andere auch. CNN kürte 2011 gleich die ganze Insel zum weltbesten FKK-Ziel. Und hob dabei einen Ort besonders hervor: den nördlich von Lopar gelegenen Sahara-Strand, an dem wirklich nichts auf menschliche Zivilisation hinweist. Natur im Original. Wer die rund 30 Wanderminuten von Lopar aus auf sich nimmt (oder ein Taxiboot ordert), der darf sich auf ein echtes Stück Paradies freuen.

Weniger Freikörperkultur - mehr Hundestrände

An eben jenem Paradiesstrand sitzt Marin Mušco, Direktor des Lopar Tourist Board, auf der Terrasse der Bamboocho Bar und erklärt den Hillers bei einem Glas Honigschnaps: "Die FKK-Touristen werden immer weniger. Wir müssen uns mittlerweile mit neuen Bedürfnissen der Urlauber auseinandersetzen. So weisen wir mittlerweile mehr Hundestrände aus als Naturistenstrände."

Die Deutschen, mit fast der Hälfte aller Gäste die mit Abstand größte Besuchernationalität auf Rab, sind in dieser Frage prüder geworden. Oben ohne ist auf dem Rückzug. Oben und unten sowieso. Was nicht bedeutet, dass es auf Rab nicht zu Liebeleien käme. Der Tourismusverband spricht gar von "Rab, der Liebesinsel". Schnuckelige verträumte Buchten existieren genug.

Der gesamte Südwesten ist ein unbebauter Naturpark. Ebenso die Halbinsel nördlich von Lopar, wo sich an die Sahara-Bucht noch mindestens ein halbes Dutzend zauberhafte Naturbuchten anschließt. Ideale Treffpunkte für Verliebte, die sich zum Beispiel bei einer der vielen angebotenen Delphinbeobachtungs- und Segeltouren kennengelernt haben. Oder im Gourmetrestaurant Astoria, im 4,5-Sterne-Hotel Arbiana, das mit frisch renovierten Zimmern aufwartet, oder im weit bekannten Beachclub Santos, der 2012 vom "Guardian" gar zum besten europäischen Club dieser Art erklärt wurde.

Diese Beispiele zeigen: Längst hat sich die touristische Infrastruktur verbreitert. Gab es früher hauptsächlich Campingplätze und privat geführte Apartments, sind mittlerweile Hotels hinzugekommen. Wie das Familienhotel Epario in Lopar und die aus fünf Hotels bestehende Siedlung San Marino. Neu sind auch Paintball, Wasserpark und Co. Am öffentlichen Strand von Lopar werden mittlerweile Sandburgenwettbewerbe und große Beachvolleyballturniere ausgetragen, ein Touristenzug fährt herum. Nackt ist hier niemand unterwegs.

Der EU-Beitritt Kroatiens bringt für Touristen nur Vorteile

Ebenso wenig auf den deutlich ausgebauten Wander- und Radwegen. Erst kürzlich wurde die Uferpromenade auf nun fünf Kilometer verlängert. Dort geht es immer schön eben von Banjol bis Rab-Stadt. Der 500-Einwohner-Ort liegt umgeben von Stadtmauern auf einer kleinen Halbinsel und sieht mit seinen vier Glockentürmen wie ein segelndes Schiff mit vier Masten aus.

Kulturhistorisch interessant sind der Fürstenpalast und die Domkirche Sv. Marije, die im Jahr 1177 vom Papst persönlich geweiht wurde. Unterhaltungstechnisch interessant gestalten sich die abendlichen Darbietungen auf den zahlreichen Sommerterrassen und in den idyllischen Gartenrestaurants. Die bekannteste Veranstaltung findet jährlich vom 25. bis 27. Juli statt. Bei der "Rabska Fjera" schlüpfen rund 300 Einheimische in historische Gewänder und stellen Szenen aus dem mittelalterlichen Leben nach.

Das wiederum zieht Tausende Besucher an. "Jedes Jahr werden es mehr", sagt Luka Percinic, Marketing Manager des Rab Tourist Board. Dann verweist er auf eine Armbrust, die im Büro seines Chefs hängt. "Ja, er nimmt auch daran teil. Die Armbrust kommt wirklich zum Einsatz!" Und zwar beim legendären Turnier der Armbrustschützen auf dem Christophorus-Platz. Zwar werden die Festspiele seit 1364 ausgetragen, doch mit der Wiederbelebung des Armbrustschützenvereins 1995 hat die Veranstaltung an Bedeutung gewonnen. Sie zählt mittlerweile zu den wichtigsten Folkloreterminen Kroatiens.

Ob der am 1. Juli 2013 vollzogene EU-Beitritt Kroatiens etwas verändern wird, wollen die Hillers noch von Percinic wissen. Der zuckt mit den Schultern. "Keiner weiß, was das für uns Kroaten bedeutet", sagt er, "aber für die Touristen sehen wir nur Vorteile: vereinfachte Zollvorschriften, leichteres Mieten von Ferienwohnungen und auf Dauer der Wegfall der lästigen Grenzkontrollen. Und einige Deutsche, die Kroatien bislang nicht kannten, werden nun neugierig werden."

Wobei Luka und Marin einer Meinung sind: Rab-Neulinge sollten nicht in der Zeit von Anfang Juli bis Mitte August kommen. Zumindest nicht ohne Reservierung. "Es ist einfach zu voll", meint Marin. Denn dann sind allein in Lopar die rund 5000 Stellplätze und Betten ausgebucht. In solchen Momenten könnte freilich manch einer zum Nudisten konvertieren, ist doch am Sahara-Strand im Norden meist noch einiges frei. Dort herrscht allerdings strenges Textilverbot, das von Marins Kollegen auch überprüft wird. Damit die letzten FKKler nicht auch noch abziehen. Wobei auch Neulinge nachrücken. So wie die Hillers, die nach ein paar sittsamen Tagen doch noch auf den Nudistengeschmack kommen. (Christian Haas/SRT/sto)

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Quelle: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/insel-rab-die-fkk-hochburg-wird-sittsam-a-908942.html