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Archiv (Druckversion) verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Cissa, Veli Joze und Seemancic...istrische Legenden in neuem Buch


MarkCaine
22.07.2021, 14:35
Hallo,

nachdem es hier ja um istrische Legenden und Mythen und Sagen geht. Ich selbst bin Autor und habe auch in der Vergangenheit bereits Istrien als Schauplatz für einen Thriller gewählt ("Die Akte Coreolanus", ein Action-Thriller der als Ausgangsstory das Geheimnis des Wracks der Coreolanus nimmt und dann vor allem die Schauplätze rund um die Pazin-Höhle, die Ruinen von Dvigrad, die Baredine Höhle, Rovinj usw. sehr intensiv in die Abenteuer-Thriller - Handlung einbindet), aber diesmal gehts wirklich um eine humorvolle Abenteuergeschichte für Kinder, die aufbaut auf:

- der Legende von Cissa, dem Atlantis Kroatiens bzw. Istriens in der Bucht von Rovinj
- dem Riesen Veli Joze, der noch immer einen Groll gegen die Menschen in sich trägt
- dem Seemancic, dem kroatischen Wassermann

Die Story spielt sehr stark an der alten Mühle in Kotli, in Rovinj, bei der Insel Banjole, im Restaurant Veli Joze usw. Das Einbinden der istrischen Legenden und reale Schauplätze waren die Idee, um Kindern Istrien und seine Legenden über eine mit viel skurillem Humor und gleichzeit jeder Menge an Abenteuer näher zu bringen.

Vielleicht für den Istrien Urlaub eine interessante und passende Urlaubslektüre, die die Liebe zu dem schönen Landstrich und die Faszination für alte Geschichten Istriens auch bei den Kleineren nochmals ordentlich festigt :-) . Das wäre jedenfalls die Idee dahinter.

Ich freue mich immer auch über Feedback und Anmerkungen.

Das Buch heißt:

"Die glorreichen Acht Fabeltiere: Das Zepter von Cissa - Auf der Jagd nach dem Atlantis von Kroatien"

https://www.amazon.de/Die-glorreichen-acht-Fabeltiere-Atlantis/dp/B09986QPKJ/ref=sr_1_24?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C 3%91&dchild=1&keywords=istrien&qid=1626957252&s=books&sr=1-24

Lutz
22.07.2021, 14:51
Tolle sache! Du kannst gerne mehr dazu posten, z.B. eine Leseprobe....

Konni
22.07.2021, 15:24
Auch ich finde dein Buch für Kinder eine tolle Sache. Du solltest über die Idee von Lutz mit einer Leseprobe evtl. mal nachdenken. Ich fände es gut, damit man mehr über die Story weis.

Dein Buch "Die Akte Coreolanus" interessiert mich aber noch mehr. Da ich sehr gerne lese und wenn es dann auch noch über Istrien und/oder Kroatien geht, dann noch mehr.

Wo kann man dieses evtl. kaufen bzw. auch dort einmal anhand einer Leseprobe reinschauen? Evtl. die ISBN-Nummer!

MarkCaine
22.07.2021, 20:20
Hallo,
Danke für das Interesse und positive Feedback und die Anregung.
Natürlich werde ich sehr gerne eine Leseprobe von beiden Büchern posten. Mache ich in den nächsten zwei Tagen. Ich werde was nettes raussuchen.

Die Bücher sind aktuell bei Amazon erhältlich, da über Amazon published. Coreolanus ist eine Neuauflage und war davor schon bei zwei anderen Verlagen unter „Der Coreolanus Betrug“ erschienen.

In allen meinen Romanen (ich habe aber auch schon Reiseführer gemacht über die Region Neusiedlersee-Leithagebirge) ist der Bezug zu den Locations ein sehr enger und die Locations sind nicht Hintergrund sondern essentiell um die Geschichte voranzubringen, das gilt sowohl für die Abenteuer/Action-Thriller (Achtung: ich sage es ganz klar: Die Coreolanus Akte ist kein gemütlicher Istrien Krimi, sondern High-Octan Adventure; damit man nicht allenfalls mit falschen Erwartungen ins Buch geht) und genauso für die Kinderbücher.

Also...Leseproben sind versprochen und folgen in den nächsten Tagen.

Man kann aber auch auf Amazon einen Blick direkt in die Bücher werfen und in die ersten paar Seiten reinlesen (beim Kinderbuch gibts da allerdings noch nix über Istrien und beim Action-Thriller nur sehr eingeschränkt). Trotzdem gerne hier die Links und dann einfach auf „Blick ins Buch“ clicken.

Zepter von Cissa:
https://www.amazon.de/Die-glorreichen-acht-Fabeltiere-Atlantis/dp/B09986QPKJ/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&dchild=1&keywords=Cissa&qid=1626977776&s=books&sr=1-1

Akte Coreolanus:


https://www.amazon.de/Die-Akte-Coreolanus-Istrien-Thriller/dp/B08Z2RFXCL/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&dchild=1&keywords=Coreolanus+akte&qid=1626977935&s=books&sr=1-1

Für weitere Fragen immer gerne..und die Leseproben folgen wie versprochen

MarkCaine
01.08.2021, 17:19
Hallo, nun...hat etwas gedauert, aber hier nun eine kleine Leseprobe aus dem Cissa-Abenteuer der glorreichen Acht Fabeltiere....

(vielleicht kurz zum Hintergrund...das Buch ist Teil einer Serie, die mit "Das Geschmeide des Vlad" beginnt. In der Hintergrund-Geschichte geht es darum, dass ein kleiner Junge, der in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg Schmuggler am Leithagebirge war, durch ein geheimnisvolles, magisches Geschmeide in eine Parallelwelt - eine von fünf Parallelwelten, die das Schicksal der Erde bestimmen - geschleudert wird und dabei das Geschmeide des Vlad (niemand geringes als Vlad Dracul, der berühmte Graf Dracula) verliert. Durch einen Dimensions- und Zeitentunnel kehrt er in unsere heutige Welt zurück und versucht das magische Geschmeide vor einem Husaren zu retten. Dabei stehen ihm mindestens so mutige wie unfugische acht Fabeltiere und das unfugischte Rentier der Welt (Rudolf mit der roten Nase, der aber gar nicht gerne mit Rudolf, dem Rentier mit der roten Nase, verwechselt wird...) wacker bei.

In diesem Teil nun geht es um ein weiteres wichtiges Teil...nämlich das Zepter von Cissa, dem Atlantis von Kroatien, das eben in der Bucht vor Rovinj im istrischen Meer versunken sein soll. Auch dieses Teil, scheint für das Schicksal der fünf Welten wichtig zu sein und wird immerhin vom Riesen Veli Joze geschützt, dem Erbauer von Motovun...

Die folgende kleine Leseprobe spielt sich im Bereich des Mirna-Ursprungs an der Wasserfällen bei der Mühle von Kotli, nicht weit vom idyllischen Hum, ab...

Der Bosniake mit dem Narbengesicht und der Riese beobachteten das Rentier und das Eichkatzerl. Der Riese wollte aus dem Wald herausbrechen und sich die Beiden schnappen.
Der Bosniake jedoch hielt ihn an der Hose fest und blickte zu der gigantischen Gestalt empor.
„Noch nicht, Veli Joze!“, mahnte er. „Lassen wir sie finden was sie suchen und dann…“
„Zermalmen wir sie!“, setzte der Riese fort und lachte böse.
Veli Joze war ein alter Riese. Hunderte Jahre lebte er bereits versteckt tief in den istrischen Wäldern. Seine eigenen Riesengenossen hatten ihn vor langer Zeit an die Menschen und die Zwerge verraten. Er war jedoch in die Berge entkommen und seit hunderten Jahren wartete er nun darauf sich an den Menschen rächen zu können.
Als der Bosniake auftauchte und davon berichtete, dass er aus einer anderen Zeit und einer anderen Welt gekommen war, um das Zepter von Cissa zu finden, wusste er, dass es so weit war. Seine Rache würde sich erfüllen können.
Mit dem Zepter von Cissa würde er helfen können, die fünf Welten und die Menschheit zu beherrschen.
Veli Joze langte nach dem Schwert, dass in einer ledernen Scheide quer über seinem Rücken hing, um sich zu versichern, dass die Waffe auch wirklich griffbereit war.
Es war ein mächtiges, langes Schwert. Es war so lang und schwer, dass außer ihm es wohl niemand benutzen konnte. Die eiserne Waffe mit der scharfen Klinge überragte einen großgewachsenen Mann bei weitem.
Veli Joze war mehr als vier Meter hoch und von massiger Gestalt. Seine Oberschenkel waren dick wie Baumstämme, seine Faust größer als ein Fußball und seine Schuhe hinterließen Abdrücke von mehr als einem Meter Länge.
Mit Veli Joze war nicht zu spaßen. Den Riesen wollte niemanden zum Feind haben.
Der Riese war fest entschlossen, das Zepter von Cissa in seine Hände zu bekommen. Mit Hilfe dieser geheimnisvollen Insignie der Macht würde er seiner Rache näherkommen.
Wenn stimmte, was der Bosniake ihm berichtet hatte, dann hatte das Zepter den Untergang von Cissa herbeigeführt und mit der Macht, die in den Edelsteinen des Zepters wohnte, sollte noch wesentlich schlimmeres möglich sein.

„Oh!“, murmelte Rudolf etwas verdutzt, als der Sog der Mirna in Richtung des Wasserfalls immer stärker wurde.
„Oh!Oh!“, formten die Lippen des Rentiers, als das Wasser ihn über die Kante des Wasserfalls saugte.
„Oh weh! Oh weh!“, rief Emil entsetzt, als er sah, wie Rudolf in der stürzenden Gischt des Wasserfalls verschwand.
Mal sah er die rote Nase aus der Sturzflut auftauchen, mal den einen und mal den anderen Staxhaxen. Rudolf wurde im mächtigen Schwall des Wasserfalls geschleudert, gewirbelt, gedreht, gewendet und überschlagen.
„Uff! Uff!“, stöhnte Rudolf gurgelnd.
Mit einem lauten Platschen landete er im Becken unterhalb des Wasserfalls.
Rudolf grinste zufrieden über die ganze Breite seiner rot-benasten Rentierschnauze.
„Das war erquickend und mal wieder besonders geschickt von Rudolf, dem rotnasigen Rentier!“, exklamierte er selbstzufrieden.
Jedoch währte der Moment des Triumphes nur sehr kurz.
„Ohje. Ohje. Ohjemine!“, rief Emil mit noch mehr Entsetzen aus.
„Ohlala!“ quiekte Rudolf, bevor der Wasserlauf ihn direkt auf das alte, hölzerne Mühlrad zuführte, dass nur noch nach einem regenreichen Winter bis in den Fluss reichte.
Rudolf versuchte noch, sich mit seinen langen Staxhaxen von den Felsen und der Mühle wegzustoßen, aber da hatte das Mühlrad ihn auch schon erfasst.
Die Rentierbeine verfingen sich in den Speichen und Rudolf wurde langsam emporgezogen.
Er musste für eine Sekunde an sein ähnliches Erlebnis am Schaufelrad des Mississippi-Dampfers denken, als sie mit Harvey, dem unsichtbaren Zauberhasen, durch Amerika gereist waren.
Das Mühlrad lief aber schnell und schon tauchte es ihn wieder ins Wasser ein, zog ihn unter der Wasseroberfläche durch und hinauf zur nächsten Runde.
Ein stolzes Rentier ließ sich selbstverständlich nicht so schnell die Laune verderben.
„Da bin ich schon wieder!“, rief Rudolf zu Emil, als er im Mühlrad verstrickt auftauchte. „Und jetzt bin ich gleich wieder weg!“, ergänzte er, als er auch schon wieder unter die Oberfläche gezogen wurde.
So ging es Rund um Runde.
„Da ist er…und da ist er wieder weg!“, kommentierte das tropfende Rentier pustend und prustend bei jeder Runde am Mühlrad.
Emil zog seinen drachentöterscharfen Degen aus der Scheide.
Mit einem Satz und einem eleganten Salto schwang er sich samt seiner riesigen Eichkatzerlschwimmflügerl bis zu einem alten, verrosten Vorhängeschloss an der Tür der Mühle.
Die mit Smaragdsplittern überzogene Klinge seines Degens durchtrennte das Eisen mit einem einzigen Schnitt.
Die Tür öffnete sich knarrend.
Emil stürmte ins Innere. Seine wachen Äuglein entdeckten sofort den quietschenden Antrieb des Mühlrades.
Emil katapultierte sich hoch und mit einem weiteren Hieb des Degens durchtrennte er ein Gewinde.
Das Mühlrad blockierte und stand still.
Das Rentier hing nun verwirbelt und verzwirbelt über der Wasseroberfläche und konnte sich aus dem Ungemach entstricken.
Tropfend hüpfte es schließlich zum alten Mühlgebäude.
„Sehr fein war das,“ gab Rudolf den Unfall natürlich nicht zu. „Solltest Du auch unbedingt probieren! Hat das Rentier wieder besonders geschickt gemacht. Ich bin mit dem Mühlradaufzug hochgekommen!“
Emil rollte die Augen.
Mit seinen riesigen Schwimmflügel in Eichkatzerlform sah Emil aber so seltsam aus, dass die gerollten Augen Rudolf nicht den geringsten Respekt abringen konnten.
„Ich glaube, Rudolf, ich habe ihn entdeckt, den Mühlstein von Cissa!“
„Nein!“, rief Rudolf ungläubig aus.
„Doch!“, bestätigte Emil stolz.
„Ohhhh“, staunte Rudolf andächtig.
Emil und Rudolf verschwanden im Inneren der alten Mühle.

Veli Joze, der Riese mit seinem gigantischen Schwert am Rücken und der Bosniake hielten sich in der Uferbewaldung hinter der Mühle versteckt.
„Hast Du gehört, Veli Joze? Sie haben tatsächlich den Mühlstein von Cissa gefunden. Damit werden wir auch die versunkene Stadt und das Zepter finden. Der dunkle Fürst wird uns reich belohnen und Du wirst Deine Rache bekommen!“, flüsterte der Bosniake freudig.
Der Riese zog sein schweres Schwert aus der am Rücken hängenden Scheide und rammte es neben dem Bosniaken-Offizier in den Waldboden. Es überragte den alten Soldaten bei weitem.
Der Bosniake nickte.
„Wir greifen an!“, sagte er.

Im Inneren des Steinhauses lagerten mindestens zwanzig alte Mühlsteine, die gegen alle vier Wände gelehnt waren.
„Aber…Aber das sind ja jede Menge an runden Steinen. Damit können wir uns vielleicht ein Steinzeit Auto bauen wie Fred Feuerstein, aber ich glaube nicht, dass der Mühlstein von Cissa darunter ist. Die sehen doch alle gleich aus!“, sagte Rudolf etwas enttäuscht.
Emil grinste über sein ganzes, niedliches Eichkatzerlgesicht.
„Nicht Alle!“
Er hüpfte samt seinen riesigen Schwimmflügel zu einem Mühlstein an der Rückwand. Die Oberfläche schien etwas zerkratzt. Emil sprang auf den Stein hinauf und glitt dann in einem Zick-Zack-Kurs daran hinunter. Dabei fächerte er mit seinem Schwanz wie Tante Erna mit ihrem Staubwedel.
Eine dicke Schicht Staub wirbelte von dem Stein.
Rudolf nieste so stark, dass Emil von einem Niessprühregen an die Wand geworfen wurde.
„Igitt-Igitt, Rudolf…Hufe vorhalten. Wo ist denn Deine Rentier-Kinderstube!“
„Entschuldige, Emil,“ lief Rudolf peinlich berührt rot wie seine Nase an.
Emil aber war bereits wieder am Mühlstein.
„Sie diese Schrift!“
Rudolf kam näher. Es waren seltsame Schriftzeichen. Er schüttelte sein Geweih.
„Das kann ich nicht lesen!“
„Ich auch nicht,“ sagte Emil. „Das ist eine alte Schrift. Glagoliter-Schrift. Unser Professor Friedolin Fuchs wird das entschlüsseln können. Aber sieh mal hier…,“ Emil deutete auf eine Folge von Zeichen.
„Diese Zeichen kenne ich von Dagoberts Karte. Sie bedeuten Cissa!“
Emil hatte das Wort „Cissa“ kaum ausgesprochen, da stieß eine mächtige, eiserne Klinge durch das Dach der alten Mühle und bohrte sich in den Steinboden. Funken stoben als Metall auf Steine krachte. Das ganze Mühlhaus schien zu schwanken.
Entsetzt starrten die beiden Freunde auf das riesige Schwert.
Emil mochte jedes Wasser fürchten wie der Teufel das Weihwasser, aber ansonst war er wahrscheinlich das tapferste Eichkatzerl der Welt.
Er zog sofort seinen scharfen Degen.
„Versenke das Mühlrad im Fluss, Rudolf!“, rief Emil und katapultierte sich mit einem mächtigen Eichkatzerlsprung durch das Loch, dass die Riesenwaffe geschlagen hatte auf das Dach der Mühle.

Emil stand samt seinen Eichkatzerlschwimmflügerl in Eichkatzerlform mit gezücktem Degen auf dem Dachfirst und starrte dem Riesen mutig entgegen. Seltsamerweise war Emil keine Sekunde überrascht, dass ein Riese sein Gegner war. Andererseits war für das kleine Eichkatzerl selbst Herbert der Hase bereits ein Riese. Ob der Feind letztendlich fünfmal so groß war oder zweihundertmal spielte auch keine Rolle mehr.

Veli Joze zog mit einem Ruck das Riesenschwert aus dem Gebäude. Emil war so klein für den Riesen, dass er das Eichkatzerl gar nicht beachtete.
Der Bosniake jedoch, der zwischen den Beinen von Veli Joze stand erspähte und erkannte Emil sofort.
„Da ist einer. Da ist dieses Eichkatzerl. Vernichte es Veli Joze!“, rief der alte Offizier mit den Kreuznarben aufgeregt.

Emil wiederum brüllte mit der ganzen Kraft seiner zarten Eichkatzerlstimme zu Rudolf hinab.
„Beeil Dich besser und lass den Mühlstein auf renntierart und nicht auf rentierart verschwinden!“
Das ließ Rudolf sich nicht zweimal sagen. Wenn er etwas konnte, dann sausen und rennen.
Er hatte den Mühlstein mit der glagolitischen Schrift bereits von der Wand gelöst und rollte ihn mit seinem Geweih vorwärts. Der Stein fühlte sich für Rudolf nicht schwer an. Rudolf schrieb das seiner besonderen Stärke zu.
Auf Emils Zuruf hin ließ er nun seine Staxhaxen in renntierlicher Art und Weis wirbeln, dass auf dem alten Steinboden die Funken stoben, und stieß den Stein in Richtung der Türe.
Dort tauchte aber eben der Bosniake mit einem bösen Grinsen auf, dass die wulstigen Kreuznarben beben ließ. Dieses hämische Gelächter wäre nicht so schlimm gewesen, aber der Bosniake zog nun auch noch seinen KuK-Offiziers-Säbel aus der Scheide.
Rudolf änderte sofort seinen Kurs und sauste den Mühlstein vor sich her rollend einmal um das Mahlwerk herum.
„Dann geht das Rentier in renntierartiger Art und Weise eben mit dem Kopf durch die Wand,“ ließ Rudolf sich nur wegen eines bewaffneten Bösewichts und eines Riesen, dessen Schwert soeben das zweite Mal durch das Dach rammte, dass Dachbalken barsten und Dachziegel nur so durch die Gegend flogen, nicht verderben und kicherte vor sich hin, als ob er sich mitten in einem lustigen Kinderspiel befände.
Den Bosniaken machte das fröhliche Gelächter zornig. Vor einem abtrünnigen KuK-Bosniaken-Offizier hatte man sich gefälligst zu fürchten. Wo käme man denn da hin!
Er jagte mit dem Säbel wild fuchtelnd hinter dem rotnasigen Rentier her.
„Gleich geh ich mit dem Kopf durch die Wand!“, jubilierte Rudolf zu Emil nach oben.


Emil hielt seinen Blick auf den Riesen gerichtet. Veli Joze hob das weit über zwei Meter lange Schwert über den Kopf und rammte es dann auf das Eichkatzerl herab.
Emil war aber sehr gewandt.
Kaltblütig drehte er nur die Schulter leicht zur Seite. Er hatte das Ausweichmanöver genau berechnet…allerdings mit den kleinen Maßen seines schlanken Eichkatzerlkörpers.
An die riesigen Schwimmflügel an seinem Arm hatte er nicht gedacht.
Die scharfe Klinge sauste somit zwar an seinem Körper vorbei und durch das Dach hindurch, aber die scharfe Klinge des Riesenschwertes ritzte die Schwimmflügel über die ganze Länge auf.
Die Luft entwich mit der Stärke eines Düsenantriebes. Emil hob ab und sauste in wilden Kurven vom Luftstrahl angetrieben durch die Luft.
Der Riese versuchte nach dem Ding, das vor seiner Nase Loopings flog, zu schlagen.
Emil konnte aber selbst ein unfreiwilliger raketenartiger Abflug nicht aus der Fassung bringen. Eichkatzerl waren hervorragend im Steuern mit dem buschigen Schwanz.
Nach wenigen Sekunden bereits bekam er den wilden Luftritt unter Kontrolle.
Er hielt den Degen vor sich gestreckt und steuerte direkt auf das Gesicht des Riesen zu.

Rudolfs Staxhaxen wirbelten wie die Rotorblätter eines Propellers durch die Luft.
Dem mit seinem Säbel hinter dem Rentier herjagenden Bosniaken hing die Zunge bereits bis auf den Boden, so dass bereits die Gefahr bestand, dass er über seine eigene heraushängende Zunge stolperte.
Rudolf trieb den Mühlstein direkt auf eine Stelle zu an der die Wand aus Holz war. Genau dort wo das Mühlrad mit dem Mahlwerk verbunden war.
Die Bretter barsten sofort und Rudolf krachte samt seiner Beute durch die Wand.
Der Mühlstein landete in aufrechter Position auf dem sich drehenden Wasserrad und wiederum auf dem Mühlstein landete Rudolf.
Nun drehte sich das Wasserrad, auf dem Wasserrad lief der Mühlstein und auf dem Mühlstein haxelten die Staxhaxen von Rudolf wie auf einem Laufband in die der Bewegung des Wasserrades gegenläufige Richtung, um den Stein in Position zu halten und nicht mit dem Wasserrad nach unten gezogen zu werden.

Emil flog mit der Kraft der entweichenden Luft wie ein Raketenmann auf das Gesicht des Riesen zu. Für Veli Joze schien das Eichkatzerl nicht mehr als ein Insekt zu sein.
Er schlug danach, aber Emil wich mit einer eleganten Bewegung seines buschigen Schwanzes aus.
Er hielt den drachentöterscharfen Degen genau gezielt.
Wie die Stachel einer Hummel rammte Emil dem Riesen die Klinge des Degens in die Nasenspitze.
Veli Joze jaulte auf.
„Au!“, schrie der Riese so laut, dass die Wände der alten Mühle bebten.
Emil zog den Degen aus der Nasenspitze, klammerte sich selbst am Riechkolben des Giganten fest und stieß mit seiner smaragdgrün in der Sonne blitzenden Klinge ein zweites Mal zu.
Das Jaulen wurde noch stärker.
Der Riese taumelte rückwärts.
Mit beiden Riesenhänden gleichzeitig schlug er in Richtung seiner Nase, um das Eichkatzerl zu zermalmen.

Der Bosniake hieb mit seinem Säbel nach dem Rentier. Die Entfernung war aber zu groß und er säbelte nur ein Loch in die Luft.
„Gleich habe ich Dich, elendes Rentier!“, brüllte der Bosniake.
„Elend? Das ist eine Frechheit! Edel, aber nicht elend! Ich bin Rudolf, das Rentier mit der roten Nase, aber nicht zu verwechseln mit Rudolf, dem Rentier mit der roten Nase…“, begann Rudolf, aber er kam nicht allzu weit.
Der Bosniake rammte nämlich seinen Säbel in das Gewinde des Wasserrades. Das Rad blockierte und kam zum Stillstand.
Der Bosniake grinste böse.
Rudolf haxelte noch immer auf dem Mühlstein. Da nun aber die entgegengesetzte Bewegung des Wasserrades plötzlich fehlte, verwandelte sich der Mühlstein in ein Einrad und Rudolf sauste wie ein Zirkusclown auf seinem Mühlsteineinrad senkrecht das Wasserrad hinab und auf den Fluss zu.
„Das Rentier wird gleich ins Wasser stürzen,“ rief Rudolf. „Man wird das edle Rentier rausziehen und trocknen müssen!“
Mit einem lauten Platschen landete Rudolf mitsamt dem wertvollen Mühlstein in den reißenden Fluten des Mirna-Flusses. Das Wasser spritzte so hoch auf, dass der Bosniake, der über den Klippenrand hinab lugte, eine ordentliche Dusche abbekam.

Emil stach dem Riesen, dessen Knollennase größer war als das ganze Eichkatzerl, seinen Degen noch ein weiteres Mal in den Riechkolben. Er sah die gigantischen Fäuste auf sich zukommen.
In aller letzter Sekunde schnellte Emil mit aller Kraft seiner Beine von dem Koloss ab.
Die für Emil gedachten Fausthiebe trafen nun mit voller Wucht Veli Joze selbst.
Der Goliath verdrehte die Augen und taumelte ein paar Schritte zurück.
Emil war noch immer in der Luft.
„Eichkatzerltrick Nummer Sieben!“, rief er triumphierend und schwang seinen glänzenden Degen.
Veli Joze balancierte benommen an der Felskante entlang und stürzte dann seitlich kopfüber in den Fluss. Wie nach dem Einschlag einer Bombe spritzte das Wasser hoch. Der Schwall war so mächtig, dass es dem Bosniaken die Füße wegriss und das Narbengesicht mit in die Mirna schwemmte.
„Emil hat den Riesen und den Soldaten besiegt. Das Eichkatzerl ist der beste Kämpfer der Welt! Zwei auf einen Streich!“, konnte Emil gar nicht aufhören, sich selbst zu bejubeln.
Im nächsten Moment aber quollen ihm Stielaugen so lange wie Rentierstaxhaxen aus den Augenhöhlen. Noch immer durch die Lüfte gleitend bemerkte er erst jetzt, dass er sich von der Nase des Riesen direkt über den Fluss katapultiert hatte.
Er schwebte über dem schrecklichsten und furchtbarsten Element, dass es für ein Eichkatzerl nur geben konnte: Wasser! Wasser! Wasser!

„Das Eichkatzerl ertrunkt geworden sein wird gleich ist!“, rief Emil voll entsetzen und die Schwerkraft zog ihn nun in die Tiefe.
In höchster Eichkatzerlnot hörte er aber von unten die vertraute und immer fröhliche Stimme von Rudolf.
Das rotnasige Rentier trieb im Wasser und schob etwas vor sich her.
Emil traute seinen Stielaugen nicht.
Das konnte nicht sein…Das war Hexerei. War Rudolf zu einem Hexenmeister geworden?
„Rudolf wird Dich retten. Steuere genau darauf zu!“, rief Rudolf und gab dem Mühlstein einen Stoß.
Was er vor sich her stieß, war nämlich nichts anderes als der Mühlstein von Cissa. Auf schier unglaubliche Weise trieb der geheimnisvolle Mühlstein wie ein Floß auf der Wasseroberfläche.
Emil steuerte mit seinem buschigen Schwanz geschickt auf das Floß aus Stein zu.
Der Mühlstein schwankte ein wenig, als Emil landete, aber er blieb stabil und schwamm weiter.
„Das ist ja unglaublich…ein schwimmender Stein!“, hauchte Emil erleichtert.
„Das ist Bimsstein!“, rümpfe Rudolf stolz ob seines Wissens die rote Nase aus dem Wasser. „Bimsstein ist abgekühlte Lava und der einzige Stein, der schwimmen kann!“, erläuterte Rudolf mit der Miene eines preußischen Oberstudienrates.
Bevor Rudolf sich aber noch zu sehr über die Verbreitung seines Wissens freuen konnte, ertönte ganz in der Nähe ein grauenhaftes Gurgeln und dann ein Prusten und Husten.
Eine mächtige Wasserfontäne stieg aus dem Fluss.
Veli Joze war wieder zu sich gekommen. Auf seiner Schulter stand tropfnass, aber den Säbel schwingend der Bosniake.
„Da sind sie! Und da ist der Mühlstein! Schnappe Sie Dir, Veli Joze!“, brüllte der Bosniake.
Veli Joze gierte nach Rache für die einem Riesen von einem winzigen Eichkatzerl zugefügte Schmach.
Er hob sein Breitschwert über den Kopf und holte zu einem vernichtenden Schlag aus.
Rudolf stieß so stark er nur konnte den schwimmenden Mühlstein von sich weg und haxelte mit seinen langen Staxhaxen im Wasser hin und her. Seine Rentierbeine verwandelten sich in eine Turbine.
Das Schwert sauste mit solcher Geschwindigkeit herab, dass es in der Luft heulte wie bei einem einsetzenden Tornado.
Die Klinge durchschnitt das Wasser wo vor einer tausendstel Sekunde noch Emil und Rudolf gewesen waren.
Nun aber hatten die beiden die Strömung des im Frühling reißenden Flusses erreicht und noch ehe der Goliath ein zweites Mal ausholen konnte, waren sie hinter der nächsten Biegung des Flusses verschwunden.

Ein paar Stunden später trieben das triefend nasse Rentier und das Eichkatzerl, dass noch immer ein riesiges Schwimmflügel an einem Arm trug, gegen die hohen Stadtmauern von Novigrad. Die Mirna nämlich mündet bei Novigrad ins Meer. Emil sprang auf den steinernen Pfad, der an der Wehrmauer entlangführte. Rudolf hievte den Mühlstein aus seltenem Bimsstein an Land und rollte ihn mit seinem Geweih vor sich her.
„Was für ein Urlaub!“, sagte Rudolf zufrieden und steuerte den Mühlstein zwischen Restauranttischen hindurch. Es klirrte da ein Glas zu Boden, verursachte dort umgestürzter Rotwein furchtbare Flecken an einem weißen Kleid, schepperten da und dort ein paar Teller mit Hummer in Busara-Sauce aus den Händen eines Kellers und verteilten sich über entsetzte Gäste, aber Rudolf trabte vergnügt pfeifend und Mühlstein rollend vor sich hin und kicherte nur.
„Oh, kleiner Busara mit Busara! Sie müssen schon etwas vorsichtiger sein, Herr Ober! Nehmen Sie sich ein Beispiel am geschickten Rentier!“

...das also der versprochene Ausschnitt aus dem Buch:

"Die glorreichen Acht Fabeltiere: Das Zepter von Cissa - Auf der Jagd nach dem Atlantis von Kroatien"

...Veli Joze spielt übrigens gleich eine doppelte Rolle..einerseits der legendäre istrische Riese...und auch die bekannte Fisch-Konoba in Rovinj namens Veli Joz spielt eine wichtige Rolle.... Wer das Lokal kennt, wird auch den alten Taucheranzug kennen, der dort steht. Auf der Suche nach Cissa brauchen die Fabeltiere nämlich genau diesen Taucheranzug, um die Unterwasserwelt von Istrien absuchen zu können...

Ich hoffe die Leseprobe hat Spass gemacht...die versprochene Leseprobe aus dem Action-Thriller "Die Akte Coreolanus" liefere ich natürlich auch noch gerne...