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Archiv (Druckversion) verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reisebericht MONKODONJA - eine Bergsiedlung aus der Bronzezeit


Monika
20.01.2012, 16:09
Eine Radtour in 2011 von Valalta nach Rovinj Richtung Bale führte bei Kokuletovica zu einer Anhöhe mit den Resten einer großen befestigten Siedlung aus der Bronzezeit.

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Der Name der Bergsiedlung MONKODONJA bedeutet im lokalen italienischen Dialekt "Quitten Berg".

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Heute befindet sich außer einer großen Eiche auf der Höhe jedoch überall nur noch ein niedriges Buschwerk mediterranen Vegetationstyps, dazwischen duftender Thymian.

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Seit dem 2. Jahrtausend v. Ch. wandelt sich das Kulturbild Istriens grundlegend.
Überall werden auf Bergen befestigte Ansiedlungen errichtet. Das Land war während der Bronze- und Eisenzeit flächendeckend und dicht bewohnt.

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Es gab eine ausgesprochen große Konzentration von solchen befestigten Siedlungen und steinigen Hügeln, auf denen oft bronzezeitliche Grabreste liegen.

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Besonders gut erhalten sind sie im sogenannten roten Istrien im Hinterland der heutigen Städte Rovinj und Porec, während sie im mergeligen sogenannten grauen oder grünen Istrien stark verwittert und nur noch kaum zu identifizieren sind.

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Viele der heutigen Städte gehen auf solche Bergsiedlungen zurück, so etwa Rovinj und Bale, auch Porec, Pula, Motovun, Grznjan, Gracisce, Labin und andere.

Bereits 1903 lieferte C. Marchesetti eine erste Beschreibung der Bergsiedlungen Istriens. Sie ist Grundlage für alle folgenden Forschungen. Marchesetti kannte 307 von ihnen in Istrien, aber MONKODONJA war nicht darunter.

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Der Platz wurde erst in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch Boris Bacic und Branko Marusic entdeckt.
Erste Ausgrabungen begannen 1953, sie zeugten von der besonderen Bedeutung der befestigten Anlage.

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Neue Ausgrabungen wurden 1997 wieder aufgenommen und bis 2007 fortgesetzt.

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Geologisch gesehen liegt MONKODONJA in einem Gebiet, das seiner roten Felder wegen als das rote Istrien bezeichnet wird. Seine Kreidekalkgebirge sind verschiedenen hydrochemischen Zersetzungen ausgeliefert, durch die das Relief und die vielen Höhlen entstanden sind.
Kennzeichnend sind die vielen Hügelkuppen und die Inselchen entlang der Küste, die alle aius Kalkstein bestehen, durchflossen von warmen Wasserläufen. Der beständige Anstieg des Meeresspiegels hat das Aussehen verändert.

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In der Umgebung von Rovinj befinden sich etwa 50 Gradinen, unter denen MONKODONJA durch seine Größe herausragt.
Die Siedlung ist von ovaler Gestalt bei einer Längsausdehnung von 300 m und einer Breite von 200 m, sie umfasst ca. 50.000 qm.
MONKODONJA liegt 75 bis 81 m über dem Meeresspiegel und knapp 3 km von der Küste entfernt in einer geschützten Position.
Von dort aus beherrscht sie eine fruchtbare Ebene.
Ringsum ist sie von Bergen, die sie überragen, umgeben, auf denen sich kleine Gradinen und Grabhügel befinden.

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Die Siedlungsfläche besteht aus einem ausgedehnten Plateau, das von Menschenhand als Basis für die Siedlungsbebauung durch Steinbrucharbeiten geschaffen worden ist.

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Der Kalkstein ist horizontal geschichtet, aus ihm konnten leicht Blöcke und Platten für die Verteidigungsanlage und andere Bauten gebrochen und so zugleich das Plateau geschaffen werden.
Alle Mauern sind in Trockenbautechnik, also ohne jeden Mörtel, unter Nutzung von Holzstämmen, Flechtwerkwänden mit Lehmverputz bsonders für die Häuser und kleinere Objekte errichtet.

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Es entstand hier eine dichte Bebauung, die auf eine protourbane Organisationsform im Inneren schließen lässt. Sie zeigt Einflüsse aus dem östlichen Mittelmeer, wo sich zur gleichen Zeit die kretisch-mykenische Zivilisation entwickelte, bzw. bestand.

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Im mittleren Teil besitzt MONKODONJA eine Art von Akropolis, die nach der Art der mehrräumigen, kompliziert strukturierten Häusern offenbar der herrschenden Schicht vorbehalten war.

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Ein wenig niedriger streckte sich die sogenannte Oberstadt, wo sich nach den Funden die Wohnsitze von Handwerkern, darunter Bronzegießern, befunden haben.

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Wiederum tiefer und durch eine Mauer begrenzt lag die Unterstadt mit vielen dicht beieinander liegenden Gebäuden der einfachen Menschen, etwa Bauern und Viehzüchter.

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Die Einwohnerzahl kann angesichts der dichten Bebauung auf etwa 1000 geschätzt werden.

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Innerhalb der gewachsenen, heute verwirrend wirkenden Konstruktion des westlichen Haupttores wurden zwei Gräber entdeckt, die der Führungselite der Gründerzeit vorbehalten waren.

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Auf dem südlich benachbarten Hügel Musego-Mon sego befanden sich weitere große Steinhügel über Gräbern, die denen der in MONKODONJA herausragend positionierten Bestattungen sehr ähnlich sind. Ob sich dort auch die Gräber der einfacheren Leute befunden haben, ist heute noch unklar.

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Als Resultat der Ausgrabungen und im Vergleich mit den benachbarten kleineren Siedlungen lässt sich MONKODONJA als eine herausragende Großsiedlung mit protourbanen Organisationsformen charakterisieren, die in der Zeitspanne zwischen 2000/1800 und 1300/1100 vor Christi datiert ist.

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Nach den vorliegenden Radiokarbondaten wurde zuerst der Mittelteil des Berges, die Akropolis schon um 1800 v. Chr. errichtet, aber es gibt auch ältere Daten zwischen 2135 und 1922 v. Chr. für die erste Nutzung durch die Knochenfunde aus dem Grab an der südlichen Ecke des Westtores. Die Steinkiste dort befand sich ursprüglich im offenen Gelände in einem Grabhügel. Dieser wurde jedoch später überbaut und in die Torkonstruktion integriert. Die Hauptbefestigung, die die ganze Stadt einfasst, stand erst etwa 100 Jahre nach der Akropolis. Die jüngsten Daten, die das Ende der Siedlung angeben, stammen aus dem 13. bis 11. Jahrhundert v. Chr.

Die Besichtigung der Siedlung MONKODONJA ist nach kurzem Fußweg aus Kokuletovica gut möglich und absolut lohnenswert.

Monika
20.01.2012, 17:19
Lieber Freund,
ich nehm Dich und Deine Liebe das nächste mal mit zu diesen Steinhaufen.
Wir genießen dann dort die Stimmung - bei Wein und lecker mitgenommenem Essen.

Lutz
20.01.2012, 20:52
Hallo Monika,

Danke für diesen interessanten Bericht - einfach fantastisch!

Konni
21.01.2012, 09:21
Einen super Bericht von dir, liebe Moni.

Habe diesen Ort in unsere "Reiseplanung" mit aufgenommen, mal sehen ob es uns zeitlich reicht, ihn zu besichtigen.

Aber wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes Jahr - ach es folgen doch hoffentlich noch viele Jahre für Istrien-Urlaube und man braucht ja immer mal wieder etwas Neues, das man besuchen/besichtigen soll/kann/muss.

Liebe Grüße

Monika
21.01.2012, 19:15
Hey, Konni:
Hier noch eine kurze Geschichte zu MONKODONJA

Wenn ich mich richtig erinnere, war es im Jahr 2005.

Willi und ich waren mit dem Fahrrad unterwegs.
Hier muss ich nun erwähnen, dass Willi in unserer Beziehung der sportliche Part ist.
Also Willi unterwegs mit 21-Gang-Mountainbike und ich mit einem 7-Gang-Tourenrad. Willi durchtrainiert und ich wochenendradelnd.

Wir waren unterwegs Rovinj - Küste - Bale und haben auf dem Rückweg dann Steinreste oberhalb der Straße gesehen.
Da wollen wir hin, das sieht nach Ruinenresten aus.
Also Feldweg an Bäumen, Feldern und Wiesen hoch, ein Bauernhof
und nichts.
Dann über Wiese die ca.-Richtung per Fuß eingeschlagen und gelaufen.
Nach vorne, nach rechts, nach links - schöne Wiese, schöne Pflanzen
keine Ruinenreste.
Enttäuscht sind wir wieder zurück geradelt und haben am Wegesrand
wenigstens noch ein paar Feigen geerntet.

Angekommen bin ich in Valalta dann schlagalle. Alles war mir zu viel:
zu viel Sonne, zu viel Berge, zu anstrengend.

2011 konnte ich wegen Krankheit Willi leider nicht nach Kroatien begleiten.
Willi hat diese Tour alleine unternommen. Ich war schon traurig darüber.
Aber es war für mich schön, Willi's Bilder nun ins Forum einzustellen und den Bericht zu schreiben.

Nun hoffen wir auf einen gemeinsamen Urlaub in 2012 und werden dann nochmals MONKODONJA per Rad anfahren und zusammen anschauen.
Dann wird es auch echt einfach, denn bei unserer 1. Suche 2005 gab es kein Hinweisschild und MONKODONJA war sicherlich noch nicht besichtigungsfertig bzw. -frei.

m.und.m
24.05.2012, 21:40
Danke Monika für den Tipp.
Im Moment ist`s da oben auf der Anhöhe der Siedlung wunderschön, viele blühende Pflanzen zwischen den Steinen und massenhaft Kräuter. Ein total interessanter und schöner Platz.