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Alt 22.01.2013, 09:43
Lutz, im Istrien Forum
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Standard Baum-Massaker auf dem Rieselfeld

Weil die Ausschreibung es so will: 1000 gesunde Winterlinden werden gefällt



RAGOW - Auf Rieselfeldern in der Nähe von Ragow (Dahme-Spreewald) ist seit gestern eine Gruppe Arbeiter damit beschäftigt, junge Winterlinden knapp über dem Boden zu kappen. Einen Steinwurf davon entfernt warten ebenso viele Bäume darauf, an gleicher Stelle eingepflanzt zu werden. Es sind auch Winterlinden, aber ohne den botanischen Namenszusatz „Greenspire“. Grund für den Tausch ist die Ausschreibung der Flughafengesellschaft, die für Ausgleichspflanzungen in Ragow eine bestimmte Art von Winterlinden forderte und nun auf die Vereinbarung pocht.

„Die Sache hört sich nach einem Schildbürgerstreich an“, meint Johann-Joachim Seeger vom Naturschutzbund Brandenburg. Allerdings gebe es Unterschiede, die aber nur von „gärtnerischer Bedeutung“ seien.

„Es ist bitter“, sagt Harald Jeß, Chef der Landschaftsbau-Firma Schrader aus der Nähe von Hamburg. „Gerade haben die Bäume Fuß gefasst und losgelegt.“ Auf den Zweigen bauten im Sommer Vögel ihre Nester. „Für die Entfernung der Bäume“, so Jeß, „gibt es keinen fachlichen und sachlichen Grund.“ Bei der Abnahme habe niemand die Differenz bemerkt, berichtet der Firmenchef.

Aus naturschutzrechtlicher Sicht war der Austausch nicht erforderlich, der Landkreis Dahme-Spreewald habe ihn auch nicht verlangt, stellt auch dessen Sprecherin Heidrun Schaaf fest. „Es geht darum, natürliche Biotope nicht zu verfälschen, sondern zu bewahren“, erklärt den ungewöhnlichen Baumtausch ein von der Flughafengesellschaft unter Vertrag genommener Sachverständiger, der anonym bleiben will.

Von 2000 Bäumen, die die Landschaftsbauer aus dem Holsteinischen in die Erde brachten, waren 1000 beanstandet worden. Nur weil die eigentlich falschen aber an Wegesrändern die besseren sind, muss von ihnen nur die knappe Hälfte weichen.
Harald Jeß will sich mit dem Airport trotzdem nicht anlegen. „Es tut in der Seele weh, aber es ist juristisch korrekt“, räumt er ein. Eines aber bedauert er sehr: Dass sein Angebot, zum Ausgleich 200 Obstbäume zu pflanzen, verworfen wurde. „Das hätte der Natur und den Menschen besser getan“, glaubt er. (Von Klaus Bischoff)
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