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Alt 13.04.2020, 08:39
Lutz, im Istrien Forum
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Standard Unternehmer spendet Desinfektionsmittel an Altenheime - jetzt soll er 5000 Euro zahle

Die "Deutsche Spirituosen Manufaktur" hat ihre Produktion umgestellt und produziert nun statt Schnaps Desinfektionsmittel. Dieses spendet das Unternehmen zum Teil an Altenheime, doch das ist gar nicht so einfach. Jetzt soll die Firma dafür 5000 Euro Steuern zahlen - eine Ausnahme gibt es auch in der Corona-Krise nicht.
Es ist eine der schönen Geschichten, die die Corona-Krise trotz aller Einschränkungen und traurigen Nachrichten produziert. Statt seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken entschied sich Tim Müller zusammen mit seinem Team dazu, den Betrieb umzustellen.
In den nächsten Wochen stellt die "Deutsche Spirituosen Manufaktur" Desinfektionsmittel nach WHO-Rezeptur her. Doch bevor sie dafür die Erlaubnis der Behörden erhielten, musste das Unternehmen, Fragen zur "spezifischen Zielorgan-Toxizität bei einmaliger und mehrmaliger Exposition" beantworten, wie "Zeit" berichtet. Nicht jeder darf schließlich Desinfektionsmittel herstellen; auch nicht in der Krise.

Unternehmen stellt Produktion auf Desinfektionsmittel um und spendet an Altenheime
"Unsere Aufträge sind auf null herunter", sagte Geschäftsführer Müller gegenüber "Bild". Die Umstellung der Produktion dient auch deshalb gleich zwei Zwecken: Der Erhaltung des Unternehmens und dem guten Zweck. 80 Prozent der Erzeugnisse kommen in den Verkauf, die restlichen 20 Prozent gehen als Spende an Berliner Altenheime.

"Wir haben mit allen telefoniert, manche haben noch ausreichend Vorräte, andere haben nicht mal mehr einen Tropfen", berichtet Müller der "Zeit". Er beliefert die rund 120 Heime nun sogar höchstpersönlich mit drei bis vier Paketen à 12 Fläschchen.
Den dafür benötigten Alkohol hatte das Unternehmen, das normalerweise neben dem Verkauf auch durch Verkostungen und Workshops sein Geld verdient, vorrätig. Statt für Getränke wird das 96-prozentige Ethanol nun für Desinfektionsmittel verwendet.

5000 Euro Alkoholsteuer: Unternehmen soll für Spenden draufzahlen
Dass Müllers Unternehmen für die Unterstützung auch noch bezahlen muss, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Weil für die Herstellung des Desinfektionsmittels konventioneller Schnaps-Alkohol statt vergällten Alkohols verwendet wird, muss das Unternehmen für die knapp 500-Liter-Spende nun Alkoholsteuer abführen. 5000 Euro soll Müller nun bezahlen.
Der Unternehmer bat daraufhin bei der Generalzolldirektion um eine Ausnahme, blitzte aber ab. "Die Alkoholsteuer entsteht kraft Gesetzes. Ein Befreiungstatbestand für gespendete Alkoholerzeugnisse hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen. Auch nicht im Zuge der Sonderregelungen aufgrund der Corona-Krise", schrieb der Zoll an die Deutsche Spirituosen Manufaktur.

Trotz Alkoholsteuer: Unternehmen will mit "sinnvoller Aufgabe" weitermachen
Müllers Lohn ist nun die Dankbarkeit der Mitarbeiter und Bewohner der Altenheime. "Jede Flaschen kann Leben retten", sagte beispielsweise ein Pflegedienstleiter einer Berliner Einrichtung gegenüber "Bild" und lobte das Engagement des Spirituosenherstellers.
Das ist für Müller Antrieb, auch in der schwierigen und für sein Unternehmen existenzbedrohenden Lage, weiterzumachen. "Auch wenn die Situation ungewiss ist, haben wir wenigstens eine sinnvolle Aufgabe", sagt der Unternehmer. "Das Feedback, das wir zurückbekommen, ist für jeden einzelnen von uns eine Motivation weiterzumachen." Auch die Alkoholsteuer stoppt ihn dabei nicht.
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