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Alt 30.03.2010, 11:54
Eliane, im Istrien Forum
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Standard Tagebuch von Astor - Teil I 27.03.2010

Hier ist er nun der erste heiss erwartete Bericht von Andrea

27.3.2010 - 14:00 Uhr

Wir treffen beim Tierheim ein und werden herzlich von Jadranka begrüßt. Sie führt uns gleich zu Astor, der an einer Kette an einer Hundehütte liegt. Wir wissen allerdings, dass Astor die Zwingerzäune überspringen bzw. überklettern kann und die Kette daher die einzige Möglichkeit ist, ihn vor Ort quasi im Zaum zu halten. Er hat gerade Futter bekommen, ist aber von unseren mitgebrachten Leckerchen ganz begeistert.

Robert räumt mit Jadranka das mitgebrachte Futter aus dem Auto, Fabian bringt mir die Leine und Astors neues Halsband. Ein neues Halsband deswegen, weil ich mir denke, dass das alte vor Ort noch gute Dienste erfüllen kann. Als Astor die Leine sieht, springt er mehrmals an mir hoch, lässt es aber nach wenigen Versuchen bleiben. Solange herumgehüpft wird, gibt es keine Leine. An der Leine ist er erstaunlich brav. Klar zieht er, schließlich hat er es ja nicht anders gelernt. Er ist aber so unglaublich freundlich zu allen Menschen und Tieren, dass es eine echte Freude ist.

Es tut so gut zu sehen, wie nett alle dort mit den Tieren umgehen. Wir sind nicht die einzigen, die heute „ihren“ Hund abholen, darum herrscht ein Kommen und Gehen. Von den Gesprächen können wir leider nichts verstehen, aber wir sind damit beschäftigt, einerseits allen Hunden einen Anteil an den Leckerlis zukommen zu lassen und andererseits unsere Fellnase ausgiebig zu streichen und zu knuddeln. Fabian und ich setzen uns in den Kofferraum des Berlingo und Astor springt bereitwillig zu uns. Er schnuppert im Auto herum, nimmt Leckerlis. Nachdem er ohnehin gerade zuvor gefüttert wurde, kommt es auf ein paar Leckerli mehr oder weniger auch nicht an, falls ihm bei der Fahrt zum Ferienhaus doch übel werden sollte. Das Auto jedenfalls ist vorsorglich mit Decken und Frotteetüchern ausgelegt, Küchenrolle liegt ebenfalls bereit. Also schlechte Vorbereitung kann uns jedenfalls keiner nachsagen.

Jadranka ist überrascht, als wir sagen, dass wir Astor gleich mitnehmen wollen. Wir erklären, dass wir ein Ferienhaus mit eingezäuntem Garten hätten. Sie fragte ob der Vermieter eine Box für Astor hätte. Eine Box? Wozu? Astor kommt doch mit ins Haus. Unsere Vermieter sind nämlich der Traum jeden Hundebesitzers. Sie haben selbst eine Schäferhündin – Rani. Die einzigen Vorgaben sind, dass der Hund nicht ins Bett und nicht aufs Sofa darf. Für uns ist das kein Problem, denn das wird Astor bei uns zuhause auch nicht dürfen. Ich gebe zu, nicht aus Prinzip, sondern es spielen hauptsächlich praktische Überlegungen eine Rolle. Erstens ist unsere Wohnzimmerecke gleichzeitig Essecke, zweitens wäre für Menschen der Platz etwas knapp, wenn Astor darauf herumliegt und das Bett ist für zwei Menschen und bis zu drei Katzen reserviert. Insgeheim hege ich allerdings die Befürchtung, dass Fabian nicht widerstehen wird können, wenn Astor zuhause dann vor seinem Bett steht. Aber zurück zu unseren Vermietern: Ein extra für Astor bereitgestellter Teppich liegt in der Ecke, das Ferienhaus so liebevoll und gemütlich, schöner hätten wir es uns gar nicht wünschen können.

Jadranka übergibt mir noch Astors Impfpass, die Papiere werden wir am darauffolgenden oder übernächsten Tag erledigen. Astor muss ohnehin nochmal zum Tierarzt, es fehlen noch ein paar Impfungen und ein Beruhigungsmittel für die lange Heimfahrt könnte auch nicht schaden. Aber zunächst ist es ja erst 16:00 Uhr. Wir verabschieden uns von Jadranka und Astor steigt wieder ohne Probleme ins Auto. Fabian sitzt vorne neben Robert, der strengste Anweisung hat, wie mit einer Ladung roher Eier zu fahren. Zwei Drittel der Rückbank haben wir ja entfernt (auch um Futter und Gepäck transportieren zu können), Astor hat also viel Platz. Auf dem verbliebenen Sitz der Rückbank sitze ich um bei Bedarf eingreifen zu können. Robert fährt los, ganz langsam auf der unbefestigten Straße. Kurz nachdem wir den Asphalt erreicht haben, kommt uns eine Spaziergänger mit einem Hund entgegen. Astor, der neben mir im Fond steht und beim Fenster hinaussieht, wird steif, lässt den semmelblonden Hund nicht aus den Augen und schaut noch die nächsten 300 Meter aus dem Heckfenster zurück. Ich spreche ihn an und er dreht sich um und sieht wieder zwischen den Vordersitzen hindurch auf die Straße. Mal setzt er sich, mal sieht er Robert über die Schulter, mal sieht er hinten raus. Von Panik keine Spur! Interessiert betrachtet er Menschen und Fahrzeuge, einmal gähnt er, einmal leckt er sich die Schnauze. Und dann waren wir da. Kein nervöses Herumgehupfe, kein Winseln, Jaulen, Bellen und – dem Himmel sei Dank – auch keine Übelkeit, zumindest auf den paar Kilometern.

Zuerst inspizieren wir den Garten. Astor darf an der Leine (der Zaun ist leider nicht so hoch wie ich mir gewünscht hätte) gehen, schnuppern, markieren wo er möchte. Jeder einzelne Olivenbaum wird so begrüßt. Schließlich macht er sogar noch ein großes Geschäft, wofür er natürlich großes Lob einheimst. Der Nachbarhund kläfft von seinem Haus herüber, aber das interessiert Astor nicht die Bohne. Allmählich beginnen sämtliche Hunde der Nachbarschaft zu bellen, anscheinend verbreitet sich die Nachricht, dass hier ein Neuer ist. Aber auch das scheint Astor nicht zu berühren.

Schließlich wird mir auch schön langsam kalt und der von mir mit etwas Bauchschmerzen erwartete Zeitpunkt tritt ein. Astor kommt mit ins Haus. Das Haus ist niegelnagelneu, wir sind die ersten Mieter in diesem Haus überhaupt. Sämtliche Gegenstände tragen teilweise noch Aufkleber, so neu sind sie. Wird Astor an die Wände pinkeln? An Stuhlbeinen nagen? Am Sofa markieren?
Wir betreten das Haus, schließen die Tür, lassen die Leine aber vorsichtshalber erst mal dran um bei Bedarf rasch eingreifen zu können. Ich nehme die Kaffeemaschine in Betrieb, Robert macht Feuer im Kamin. Als ich die Cappuccino-Taste auf der Nespresso-Maschine drücke, beobachte ich Astor aus dem Augenwinkel. Die Maschine zischt und spuckt nämlich ganz schön und die Pumpe ist auch nicht gerade leise. Aber Astor zuckt nicht mal mit den Ohren. Als wir dann beim Kaffee sitzen – Robert und Fabian auf dem Sofa, ich am Esstisch – zieht Astor Kreise durchs Haus. Nicht unbedingt hektisch, aber zügig. Zwischendurch holt er sich von den einzelnen Menschen mal eine Streicheleinheit. Schließlich legt er sich vor die Haustür auf die Fliesen und schließt die Augen.

Ich nütze die Pause, um meine Freundin Elisabeth anzurufen. Erstens um mich um den Zustand meiner Katze Josefine zu informieren, die just am Vorabend unserer Abreise damit anfing, das Klo etwas zu oft aufzusuchen. Elisabeth ist nicht nur meine langjährige Freundin, sondern auch der zuverlässigste Tiersitter den ich kenne. Nachdem wir unsere Fahrt nach Kroatien schlecht verschieben konnten, übernimmt sie es, Josefine beim Tierarzt vorzustellen. Blasenentzündung – wie ja schon vermutet. Sollte also in ein paar Tagen mit entsprechenden Medikamenten wieder o.k. sein. Ich berichte natürlich brühwarm vom Verlauf des bisherigen Tages mit Astor.

Astor wacht auf. Da wir ihm zeigen möchten, dass er oft genug das Haus verlassen darf, gehen wir wieder mit ihm in den Garten. Unsere Vermieter schauen kurz im Garten vorbei. Erstens sind sie natürlich neugierig, Astor freut sich über den Besuch. Also Scheu und Schreckhaftigkeit sind zwei Eigenschaften, die Astor definitiv nicht hat. Wir sind uns einig, dass Astor sehr viel von einem Schäferhund hat, leider ist Rani nicht ganz so begeistert von Astor, darum bleibt er an der Leine und Rani hinter dem Gittertor zum Garten der Vermieter.

Vor dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Spaziergang. Galizana ist ein eher kleinerer Ort, also rechnen wir nicht mit allzu viel Verkehr oder Menschen. Die Autos, Motorräder und Menschen, die uns begegneten scheinen ihn weder zu erschrecken, noch zu interessieren. Allerdings ist Galizana von unzähligen Hunden bevölkert. Hinter beinahe jedem Tor, Gartenzaun wird gebellt und gekeift. Astor bellt kein einziges Mal zurück, bloß in einigen wenigen Fällen bleibt er stehen, schaut, hebt dann das Bein und geht weiter.

Nach dem Spaziergang gibt es Abendessen. Bevor wir Astor abholten, hatten wir ja schon eingekauft. Ich koche Spaghetti, Astor findet die Vorgänge sehr interessant. Als er aber merkt, dass da nichts zu holen ist, legt er sich hin um eine Runde zu schlafen.

Nach dem Abendessen bekommt auch Astor noch eine Mahlzeit. Keine komplette, denn im Tierheim hätte er ja auch kein Abendessen bekommen. Knusper, knusper, schlürf, schlürf. Und dann ab auf die Decke. Robert und ich können es kaum fassen. Der Hund benimmt sich, als ob er nie etwas anderes getan hätte, als ein Haushund zu sein! Robert versteigt sich sogar zu der Behauptung, dass unser Straßenhund sich besser benimmt, als der Rassehund einer Bekannten, der als Welpe zu ihr kam.

Robert, der fast die ganze Strecke von Klosterneuburg nach Pula gefahren ist (und das seit drei Uhr früh), zieht sich ins Schlafzimmer zurück. Nun ist es 21:30 Uhr. Fabian liegt auf dem Sofa und schläft auch schon, Astor daneben auf seiner Decke. Ich muss immer mal horchen, wer von den dreien denn nun gerade schnarcht. Es ist so ein friedliches Bild.

Um 22:00 Uhr werde ich mit Astor nochmal rausgehen. Ich überlege, ob ich nicht bei Fabian auf dem Sofa schlafen werde. Das Sofa ist nämlich ausgezogen ein riesiges Doppelbett und ich fürchte, dass Astor seine Chance nützen könnte, wenn nur die Hälfte besetzt ist.

Fortsetzung folgt...

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