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Alt 16.10.2012, 19:09
Ritschi, im Istrien Forum
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Standard Nikolaus im September

Eine Begegnung der besonderen Art hatten wir dieses Jahr in Fazana und das im September. In Fazana angekommen lümmelten wir uns genüsslich in den gepolsterten Sessel eines Strassencafes und genossen einen schönen Cafe und die noch schön warme Sonne. Es war ein strahlend schöner Tag mit einen der für Fazana typischen gigantischen Sonnenuntergänge.



Wir schlenderten noch ein wenig durch die Stadt, hatten viele Fotos vom Sonnenuntergang gemacht, sahen uns einzelne Geschäfte und Stände an als es langsam dunkel wurde. Da schreitete bedächtig doch glatt ein Nikolaus an uns vorbei in Richtung Hafenmole. Sprach Kinder an, beugte sich zu ihnen hinunter und überreichte ein Bonbon aus seinen Sack.



Tatsächlich, es war ein Nikolaus. Uns kamen sämtliche Gedanken die man schlichtweg Vorurteil nennt. Der war original gekleidet, mit samtig roten Mantel, einem Bischofsstab und er hatte einen Sack dabei mit Süßigkeiten.
Natürlich stellten wir uns auch ernsthaft die Frage: Was macht der da und was soll das im September.

Wir schlenderten noch ein wenig auf und ab und da war er wieder, mitten auf dem großen Platz vor der Kirche umringt von etlichen Menschen. Er winkte Kinder zu sich, wechselte ein paar Worte mit ihnen, strich ihnen übers Haar und verabschiedete sie mit einem Bonobon. Viele der anwesenden Menschen in den Cafes und Restaurants staunten und wunderten sich. Ich aber wollte meine Frage beantwortet wissen: was macht der da?

Und so gingen wir zu ihm hin und sprachen ihn an: Hey St. Claus, what they do here in September, what is their Profession ? Er erwiderte: Sie deutsch ? Yes. Ich wenig deutsch, speak italiano or englisch. So kamen wir holprig, aber denoch ins Gespräch, ein Mix aus Italiano, Englisch und Deutsch.

Wir erfuhren, er ist Schauspieler ( nach eigenen Angaben eher unbedeutend ) und er verbringt in Fazana seinen Sommerurlaub, wenn es die finanzielle Lage zuläßt. Er ist im Auftrag der Fischer und des Hafenamtes unterwegs und bemüht sich hauptsächlich um die Kinder und um alle Menschen mit Handycap. ( Soll wohl heißen, die Stadt duldet seinen Auftritt als Nikolaus ).

Er möchte ihnen gute Worte mit auf den Weg geben und ihnen den Nikolaus nähr bringen, denn den Nikolaus kennt jeder, sagt er, auch Menschen anderer Religionen wissen wer der Nikolaus ist. Er erklärt auch, woher der Nikolaus kommt ( Türkei ) sein Wirken etc....

Der Mann sprach sehr bedächtig, mit sympatisch rauher Stimme, er muß nicht überzeugen. Hat man ein paar Sätze mit ihm gewechselt, glaubt man ihm und beginnt ihn ernst zu nehmen und mit jedem Satz wird er sympatischer. Er hat Freude an dem was er macht, an der Begegnung mit den Menschen. Er war sehr angetan das wir ihn extra angesprochen haben um zu erfahren was er macht und was seine Profession ist. Er sprach auch über seinen Sohn, der einen erbahren Beruf hat, über sein Leben in Italien usw....

Kurze Zeit später im Restaurant, fragten wir die Bedienung ob sie etwas zu dem Nikolaus weis. Speziell zu diesem Thema wechselte sie in die englische Sprache. So erfuhren wir von dieser Stelle, der Mann kommt jedes Jahr im September und schreitet jeden Tag seines Aufenthaltes als Nikolaus durch den Ort und er sei völlig harmlos.

Das kann ich nur bestätigen, vielmehr noch, ich komme nicht umhin für den Mann Respekt zu empfinden für das was er macht und wie er es macht. Mütter die ihn beobachtet haben, schicken ihre Kinder hinterher, damit sie sich noch schnell ein Bonbon abholen. Eine leichte Skepsis ist ja auch nicht zu verdenken....wenn im September der Nikolaus durch Fazana schreitet.

Wer aber das Gespräch sucht, wird sein kleines Vorurteil schnell selbst wiederlegt haben.

Ich muß noch oft an den Mann denken, an seine Stimme und seine bedächtigen Worte zu seiner Profession. Ich hoffe ihn nächstes Jahr wieder zu treffen und werde ihn dann auf ein Gläschen Wein einladen, denn wie er in Zivil aussieht, hab ich auch schon gesehen, gleich als wir in Fazana ankamen, liefen wir zufällig aneinander vorbei.

Ein strahlend schöner Tag, mit etwas Erleuchtung...!
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