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Alt 28.12.2011, 12:10
Konni, im Istrien Forum
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Fortsetzung ...
... die Geschichte Istriens

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Kroatien spielte in der Geschichte Istriens erst nach dem ersten Weltkrieg eine Rolle.

Der kroatische König Tomislav, dessen Reich aus Zentralkroatien, Slawonien und Teilen aus Dalmatien und Bosnien bestand, verteidigte
im 10. Jh. sein Reich erfolgreich gegen Ungarn. Durch ein Bündnis mit Byzanz wurden Kroatien die Adriainseln und die Städte Trogir, Zadar und Split zugesprochen, die bis dahin formell unter byzantinischer Herrschaft gestanden hatten. Somit unfasste der Staat von Tomislav bis auf Istrien alle heutigen kroatischen Gebiete.

Die Macht Kroatien wurde erst unter Petar Krešimir IV. geschwächt und geriet durch Ungarn und Venedig in Bedrängnis. Im Jahr 1000 besiegte eine venezianische Kriegsflotte Dalmatien – nun herrschten die Venezianer über den gesamten östlichen Adriaraum.

Der kroatische König Zvonomir I (1075 – 1089) war mit einer ungarischen Prinzessin verheiratet, starb aber ohne Nachkommen, so dass die Ungarn Erbansprüche an Kroatien anmeldeten.

Durch verwandtschaftliche Verhältnisse mit der kroatischen Herrscherdynastie anerkannte die ungarische Krone die Einheit des kroatischen Königreiches von der Drau bis zur Adria und wurde durch die pacta conventa in Personalunion König von Kroatien. Der Ban, ein kroatischer Vertreter, übernahm die Verwaltung. Diese Personalunion mit dem ungarischen Königreich blieb, bis auf die Türkenkriege, bis 1918 bestehen. Erst nach Ende des 1. Weltkrieges kam Istrien mit der Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen – dem „Königreich SHS“ – zu den anderen kroatischen Gebieten und wurde sofort von Italien besetzt.

Die kulturelle Selbstständigkeit der Kroaten in Istrien manifestierte sich in der Pflege der eigenen Kunst und der glagolitischen Schrift. Diese Schrift ist eine frühe Form des kyrillischen und wurde von den Brüdern Kyrill und Method dazu entwickelt, um die slawische Sprache in Schrift zu fassen und dadurch den Glauben Christi zu verbreiten. Jedoch ist die glagolitische Schrift außer in Istrien und in Teilen von Kroatien in Vergessenheit geraten. In Istrien wurden sogar bis ins 20. Jh. Messbücher in dieser Schrift gedruckt – ein Zeichen der Eigenständigkeit und der Selbstbestimmung. In Pazin entstand 1899 das erste kroatische Gymnasium auf istrianischem Boden.

Der Nationalsozialismus setzte sich in Istrien später durch als in den zentralen Räumen Europas. Doch die Nationalbewegungen waren die treibenden Kräfte des 19. Jahrhunderts, so auch in Istrien mit seinen vielen Völkern und verschiedenen Grundlagen der Politik – auf der einen Seite die Bürger der freien Kommunen, auf der anderen Seite die Leibeigenschaft der strengen Herrschaftsstrukturen.

Die Spannungen der Kroaten, Slowenen und Italiener in Istrien gegen den habsburgischen Vielvölkerstaat verstärkte sich, dies wurde noch deutlicher, als die in der Monarchie verbliebenen Italiener nach dem Wegfall des Veneto 1866 die kleinste Nation darstellte. Istrien war für die Italiener „irredenta“, der „unerlöste“ Teil ihrer Nation. Der nationalen Bewegung schlossen sich die Irredentisten an.

Eine sozialpolitische Realität waren auch ökonomische und kulturelle Differenzen zwischen Italienern, Kroaten und Slowenen. Im Jahre 1904 waren weniger als 50% der italienischen Bevölkerung Analphabeten, bei den Kroaten betrug die Rate 75% und bei den Slowenen lag sie knapp darunter. Auch die Abgaben der Staatssteuern waren sehr unterschiedlich ausgelegt. Durch die Kleinstruktur der Bauern, aufgrund der Freiteilbarkeit der landwirtschaftlichen Grundstücke, waren die ländlichen Gebiete wirtschaftlich schwach.

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Fortsetzung folgt .... (siehe unten)

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Herzliche Grüße aus dem (sym)badischen Odenwald,
Konni





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