[Konni]

Kroatien setzt Kampf gegen Korruption fort

ZAGREB. Die kroatische Öffentlichkeit hatte die Festnahme des Präsidenten der Wirtschaftskammer (HGK) schon seit Wochen herbeigeredet. Am Dienstag ist sie schließlich erfolgt. Nadan Vidosevic, im fünften Mandat und 18 Jahre an der Spitze der Standesvertretung, muss sich wegen Amtsmissbrauchs verantworten.

So fand die Affäre, der Medien den Beinamen "Remorker" verpassten, den erwarteten Epilog. Remorker International ist die Firma, über welche Geld aus der Wirtschaftskammer abgezweigt worden sein soll.

Insgesamt waren es laut unbestätigten Berichten 32 Millionen Kuna (4,2 Millionen €), die aus der HGK verschwanden. Als eine der Hauptakteurinnen galt bis zur Festnahme des HGK-Chefs Vidosevics wichtigste Mitarbeiterin Zdenka P., die vor einem Monat in Untersuchungshaft landete. Dass es nun ihren Chef erwischt hat, beweist, dass Kroatien den Kampf gegen die Korruption auch ohne EU-Monitoring fortsetzt und vor Mächtigen nicht Halt macht.

Dennoch ist die kroatische Justiz in ständiger Kritik der Öffentlichkeit. Kommentatoren unterstellen der Antikorruptionsstaatsanwalt schaft (USKOK), selektiv vorzugehen und erst zur Tat zu schreiten, wenn der Jahresbericht der Staatsanwaltschaft im Parlament zur Debatte ansteht. "Im Herbst gibt es Verhaftungen, im Frühjahr kommen alle frei", bemerkte eine Zeitung verbittert.

Kaum Urteile

Tatsächlich wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als ein Dutzend Personen in zahlreichen Korruptionssachen in staatlichen Unternehmen, etwa dem Autobahnunternehmen HAC, verhaftet, verurteilt wurde bisher fast niemand. Teilweise kam es nicht einmal zu einer Anklage.

Einzig Ex-Premier Ivo Sanader zeugt vom erfolgreichen Kampf gegen die Korruption im Land, doch auch bei ihm steht ein rechtskräftiges Urteil noch aus. Die Affäre Remorker ist nicht der einzige brisante Fall. In der HAC-Affäre, in die die österreichischen Firmen Strabag und Alpine verwickelt sein sollen, werden weitere Festnahmen erwartet.

HGK-PRÄSIDENT

Nadan Vidosevic wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in Zusammenhang mit Korruptionsaffären genannt. Seine Karriere begann der Ökonom Ende der 80-er als Direktor einer Zementfabrik in Split. Darauf wurde er Landeshauptmann von Dalmatien, danach Wirtschaftsminister. 1995 wählte ihn die Wirtschaftskammer zum Präsidenten. In dieser Position wurde Vidosevic immer wieder bestätigt. Seit 2005 ist er Vorstandspräsident beim Süßwarenhersteller Kras. Vidosevic war Mitglied der konservativen HDZ,

trat bei der Präsidentschaftswahl 2009 aber unabhängig an. Er galt als der vermögendste Kandidat.

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Quelle: WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2013-11-13