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Alt 30.06.2012, 16:07
Ritschi, im Istrien Forum
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Standard Pula - Arena, geschichtliches drumherum....

Amphietheater Pula, ein Name der eher auf Phantasie, bunte Kostüme und belustigende Aufzüge vermuten läßt.
Die Bezeichnung "Arena" trifft es da schon besser. Arena, ein Ort wilder und teils grausamer Spiele und Kämpfe,
natürlich zum Wohle des Volkes, denn das galt es bei Laune zu halten. Heute würde man sagen, die Headline lautet:
Brot und Spiele. Diese einfache Formel war der Garant für Ruhe im Volk, damals als das "Imperium Romanum"
den gesamten Mittelmeerraum beherrschte, damals als Jesus lebte, römische Kaiser wie Nero und Caligula
Angst und Schrecken verbreiteten, damals als die Histri begannen ihre Identität als Istrieer zu finden.

Der Legende nach entstand Pula, weil die Verfolger von Jason und den Argonauten sich nicht mehr nach Hause
trauten und an den Ort des toten Prinzen zurückkehrten und dort blieben, dem heutigen Pula.


( Foto by Richy )


Warum gibt es die Arena in Pula? Wer hat sie gebaut...und wie war das eigentlich...?

Dazu muß oder kann man etwas ausholen um die Geschichte noch einmal etwas aufzurollen. Die Erstbesiedelung der heutigen Stadt Pula wird etwa auf das 10 Jahrhundert vor Christi datiert. Der illyrische Stamm der Histri bildete damals die Bevölkerung. Dieser Volksstamm besiedelte die gesamte Halbinsel und Teile der angrenzenden Gebiete. Damals hießen die Nachbarn noch Kelten, Liburen, Lapoden, Veneter. Römische Historiker wie Titus Livius berichteten damals von drei großen Städten in Istrien, Nesactium ( heute bedeutende archäologische Fundstädte, damalige Hauptstadt ), Mutilla (heute Medulin ) und Faveria ( Ostküste, Labin, Rabac ). Siehe auch nachfolgende historische Karte von Istrien. Diese wunderschöne Karte habe ich bei meinen (teils langen ) Themen-Recherchen auf der Internetseite www.smrikve.com/istria/books/smrikve/places/ gefunden, die sich ebenfalls mit der römischen Geschichte in Istrien befaßt.


( Quelle: www.smrikve.com/istria/books/...elevant-links/ )


Als im dritten Jahrhundert vor Christus die Römer anfingen sich gezielt auszubreiten, waren die damaligen Illyrer ( Histri ) als verwegene Seefahrer bekannt, auch als Piraten und somit den Römern ein Dorn im Auge. Zu oft "spukten" diese Seeräuber den Römern in die Suppe und paßten so gar nicht zu den perfekt geplanten Ausbreitungsbemühungen des immer stärker werdenden Imperiums. Im Jahr 221 vor Christus eroberten die Römer Venetien. Um ihre Eroberungen im Norden abzusichern, gründeten sie den Stützpunkt Aquileia. Ein Knotenpunkt auf der großen Bernstein-Handelsroute, die von der Ostsee bis an die Küste Istriens verlief. Zw. 221 und 177 vor Christus führten die Römer immer wieder militärische Schamützel mit den Istrieern ohne diese zu unterwerfen. Als die Aufständischen unter Führung ihres einzig namentlich bekannten Königs Epulo (Aepulo) jedoch Aquileia als Bedrohung sahen und den Stützpunkt zerstören wollten, startete der römische Senat im Jahr 177 vor Christus dann den entscheiden Schlag und unterwarf die Aufsässigen entgültig, Nesactium war nun entgültig in römischer Hand. Pula, das damals lediglich eine Umgebung der drei vorgenannten Städte darstellte (zwei der Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht und zerstört ) , begann sich mit der Herrschaft der Römer plötzlich zu entwickeln. Einst abseits der wichtigsten und großen Handelsstrasse wurde es etwa 46 vor Christus Kolonie (Colonia Pietas Iulia Pola ) des römischen Reiches und Hauptstadt aller römischen Bemühungen auf istrischen Gebiet. Handel und Wirtschaft begannen zu erblühen. Die Bevölkerung zahlte jedoch einen hohen Preis. Etwa 5630 Menschen wurden in die Sklaverei verschleppt oder verkauft, Aufwiegler oder solche die man einfach dessen beschuldigte wurden gepeitscht und mit dem Beil enthauptet.

Rom war damals der Nabel der Welt, sowohl soziologisch als auch architektonisch. Alle historischen Bauwerke aus römischer Sicht die heute noch in Pula erhalten sind stammen aus dieser Zeit. Kaiser Augustus ließ in den Jahren 2 vor Christus bis 14 nach Christus das Amphietheater bauen und Kaiser Vespasian, der Auftraggeber für das Kolosseum in Rom, erweiterte den Bau auf die heutige Größe von 132 mal 105 Metern und einer meerseitigen Höhe von 32,45 Metern. Die Legende erzählt, er habe mit der Erweiterung des Amphitheaters lediglich den Wunsch seiner Geliebten Rechnung getragen die aus Pula stammte. ( ganz schön teuer so eine Geliebte... ). Das historische Forum Romanum kann man auf dem folgenden Foto sehen. Die römischen Bauten in Pula sind nur ein sehr kleines aber beeindruckendes Beispiel römischer Architektur.



Bildquelle: www.wikipedia.org Beschreibung Blick über das Forum Romanum, Rom Datum 2. September 2005 Eigenes Werk Urheber: Stefan Bauer, www.ferras.at

Die Arena in Pula ist heute die sechstgrößte der Welt, sie bot 23.000 Besuchern Platz. Zur Blütezeit der römischen Vorherrschft hatte Pula 30.000 Einwohner. Dies zeigt schon mal die Dimension dieser Arena für die damalige Zeit. Die Bezeichnung Amphietheater geht auf die ursprüngliche Bauweise eines Halbkreises zurück. Vorne die Bühne, der Halbbogen die Zuschauertribüne. Zwei aneinandergestellt ergibt einen Kreis und das Geschehen verlagert sich in die Mitte. Das damalige Leben war grob, derb und voller Mühsal. Ausbildung genossen nur die Privilegierten und Wohlhabenden, der Rest war Pöbel, die geläufige Bezeichnung für das gemeine Volk. Dieses galt es unter Kontrolle zu haben. Man mußte dem Pöbel etwas bieten, etwas spektakuläres, aufregendes. Kampf, Blut und Tod waren genau das Quantum das den Pöbel fazinierte und so verband man das Unvermeindliche mit dem Nützlichen. Die Aburteilung von zum Tode Verurteilten in der Arena. Das "Ausschmücken dieses Programmes" bedurfte nicht mal mehr großer Phantasie, Grausamkeit war ohnehin an der Tagesordnung. Die antike Mosaikdarstellung im folgenden Foto zeigt einige Gladiatoren beim "Training". Das Mosaik befindet sich in heutigen Lybien.



( Gladiatorendarstellung auf einem Mosaik in Leptis Magna, heutiges Libyen, ca. 80-100 n. Chr. c. AD 200 www.livius.org/a/libya/zliten...poli_mus04.JPG Urheber unbekannt )


Die ersten kämpfenden Gladiatoren gab es ca. 260 vor Christus, deren Ursprung ein Totenkult war. Man ehrte die Toten mit dem Kampf den ursprünglich Sklaven ausfochten, die dafür eben mal schnell geopfert wurden. Aufzeichnungen zufolge dürften diese Kämpfe eine etruskische Erfindungen gewesen sein.

Textauszug Wikipedia, historische Aufzeichnung: Es war Brauch, Gefangene auf den Gräbern tapferer Krieger zu opfern; als die Grausamkeit dieser Sitte allen ersichtlich war, beschloss man, Gladiatoren vor den Grabstätten kämpfen zu lassen […]“
Servius:

Die Kultur der Gladiatorenkämpfe und deren Veranstalltung und Ausrichtung lag in den Händen derer die es sich leisten konnten, den Edelleuten, den Adel und den Kaufleuten. Sie finanzierten das gesamte Spektakel und erwarben so Ruhm und Ehre beim Volk. Wer die besten Darbietungen bot, genoß auch das größte Ansehen beim Pöbel und nur darauf kam es an. Natürlich spekulierte man auch auf des Kaisers Gunst, denn diese ließ sich immer wieder mal in bare Münze umwandeln. Sich gegenseitig umbringende Sklaven waren schnell nicht mehr genug. Profikämpfer waren gefragt und so entstanden Schulen für Kämpfer die ebenfalls von den "Betuchten" finanziert wurden. Diese vermieteten teilweise ihre Kämpfer und zogen mit ihnen von Stadt zu Stadt. Wie fast überall gab es hier Auswüchse die den Kaisern nicht mehr gefiel. Die Kaiser zogen die "Spiele" immer mehr ansich und machten sie zur "Chefsache". Regelungen und Reglimentierungen wurden eingeführt und die Kämpfe bekamen eine neue "Programmstruktur", etwa wie die in der folgenden schriftlichen Aufzeichnung aus jener Zeit:

Textauszug Wikipedia: Caesar veranstaltete Schauspiele unterschiedlichster Art: Ein Gladiatorenspiel, Theateraufführungen in jedem Stadtviertel, und zwar durch Schauspieler aller Sprachen, desgleichen Zirkusvorstellungen, Athletenkämpfe und ein Seegefecht.....

und weiter ...Die Tierhetzen dauerten fünf Tage; den Schluss bildete ein Gefecht, in dem sich zwei Abteilungen von je fünfhundert Mann zu Fuß, zwanzig Elefanten und dreihundert Reitern gegenüberstanden..

Nun waren es große Spiel, Spiele eines Kaisers würdig. Groß, mächtig, voluminös und noch grausamer und wahnwitziger. Spiele wurden nur noch an wenigen Tagen im Jahr abgehalten, dafür aber um so heftiger. Vormittag gab es Sklavenkämpfe, solange bis sich alle gegenseitig ermordert hatten. Mittag gab es Hinrichtungen. Man warf die Verurteilten den Tigern oder den Bären zum Fraß vor. Am frühen Nachmittag gab es Tierkämpfe. Stier gegen Bär, oder Nashorn gegen Wasserbüffell. Als Zwischenprogramm gab es Tierhetzen in dem hunderte Tiere wie Antilopen oder Rotwild mit Jagdspeeren in der Arena gehetzt und erlegt wurden. Und natürlich die Gladiatoren, das Volk war eifrig mit dabei und meist zeigte der Daumen nach unten, man möchte ja schließlich was haben für sein Geld.

Hatte eine Arena die entsprechende Größe, konnte man sogar eine Neumachie de.wikipedia.org/wiki/Naumachie sehen. Eine ganz besondere Art der Inszenierung. Seeschlachten in einer Arena mit echten Schiffen in echten Wasser, mit hunderten von Statisten und Kämpfern. Auch in Pula gab es dieses Spektakel. Das folgende Bild zeigt eine solch grandiose Szenerie der damaligen Zeit in diesem wunderbaren antiken Bild. Man kann mit Blick auf die Zuschauerränge nur erahnen wie aufgepeitscht die Stimmung tatsächlich war und welche Geräuschkulisse das Rund erfüllte. Die Szenerie war natürlich ein großes Schauspiel, das Ergebnis jedoch waren viel Tote. 325 nach Christus zeichnete sich langsam das Ende der Gladiatorenkämpfe ab. Kaiser Konstantin erließ an alle Provinzen ein Dekret... Textauszug Wikipedia: „In Zeiten, in denen Frieden und innenpolitische Ruhe herrschen, missfallen uns blutige Vorführungen. Deshalb verfügen wir, dass es keine Gladiatoren mehr geben darf. Die, die ihrer Verbrechen wegen früher dazu verurteilt wurden, Gladiatoren zu werden, sollen ab jetzt in den Bergwerken arbeiten. So büßen sie die Strafe für ihre Verbrechen, ohne ihr Blut vergießen zu müssen.“.... in dem er sein Missfallen über derartige Spiele zum Ausdruck brachte. Anfang des 5 Jahrhunderts nach Christus wurden die Spiele vom Kaiser Honorius dann entgültig verboten.


( Quelle: de.wikipedia.org/w/index.php?...20100906173618 Español: La naumaquia (Combate naval entre romanos). Óleo sobre lienzo,
125,6 200,5cm. Esta obra fue presentada en la Sociedad Nacional de Bellas Artes de París, 1894. Obtuvo la medalla de oro en la Exposición
Internacional de Atlanta en 1895. Quelle Eigenes Werk Urheber Poniol60. Dies ist eine originalgetreue fotografische Reproduktion eines
zweidimensionalen Kunstwerks. Gemeinfreie Lizenz. )


Heute ruht die Arena in Pula in sich selbst. Erhaben dominiert sie das Stadtbild in Hafennähe. Ein stummer Zeuge jener Zeit die tausenden von Menschen und unzähligen Tieren das Leben kostete. Es ist schwer die vergangenen Ereignisse mit der Ruhe die dieses erhabene Denkmal ausstrahlt in Verbindung zu bringen, zu weit weg sind die Jahre und Tage jener Zeit.

Heute ist das Amphietheater Pula ein Begegnungsort für Menschen aus aller Welt. Jeder der die Arena betritt ist beindruckt von der Mächtigkeit der Geschichte, beeindruckt von der Präsenz der Überreste. Durch die besondere akustische Qualität der Gemäuer, werden vorzugsweise Musikveranstaltungen in der Arena aufgeführt, sowohl Pop als auch Klassik. Große Weltstars der Szene haben dort großartige und beeindruckende Vorstellungen gegeben und die Menschen beigeistert. Nirgendwo in Istrien ist Geschichte so groß wie in Pula.


Wirklich großes "Kino" in der Arena bietet heuer ( 2012 ) das 59. Fistfestival Pula


Arena 21.-28.07.2012. 21.30 Uhr www.pulafilmfestival.hr

als auch Tom Jones und eine beeindruckende Inszenierung der Oper "Aida"


Bilder und Websits zu Pula Arena: www.google.de/search?q=pula+a...2&ved=0CFEQsAQ


Ritschi
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