Kroatien ändert Pläne für LNG (Umwandlung von Gas in Flüssigerdgas)

[Konni]

Kroatien ändert Pläne für LNG (Umwandlung von Gas in Flüssigerdgas)

Eine schwimmende Anlage zur Umwandlung von Gas in Flüssigerdgas (LNG) scheint für Kroatien die beste Lösung zu sein, um in der europäischen Energieversorgung eine Rolle zu spielen.

WIEN. Die Errichtung eines Terminals für Flüssigerdgas in Kroatien ist zu einer Saga geworden. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt reden sowohl Investoren als auch Politiker von einem solchen Vorhaben, ohne es jedoch umzusetzen. Jetzt aber soll es wirklich so weit sein. Wirtschaftsminister Tomislav Panenic kündigte in einem Interview mit Reuters an, dass zumindest ein schwimmendes LNG-Terminal im Norden der Adria bis 2018 errichtet werden würde. Eigentlich ist auf der Insel Krk eine feste Anlage geplant.

"Jetzt oder nie", sagt dazu Karolina Cegir, Expertin für Gas bei der Energy Community mit Sitz in Wien, einer Organisation, die die Energieinteressen der EU-Kommission und der Westbalkan-Länder vertritt. "Ein, floating terminal' ist viel einfacher, schneller und billiger zu bauen. Im gegebenen Marktumfeld ist es besser, es jetzt und mit kleinerer Kapazität zu entwickeln",so die Expertin Cegir. Die Startkapazität des neuen Terminals wären zwei Milliarden Kubikmeter, jene des fixen Terminals wären sechs Milliarden Kubikmeter gewesen.

Hypo-Grundstück

Offiziell begann die kroatische LNG-Saga, in der auch die OMV vorkommt, 2005. Das österreichische Energieunternehmen war Teil eines Konsortiums, das vor elf Jahren Pläne für LNG wälzte. 2010 wurde es auf Eis gelegt und schließlich abgeblasen. Die kroatische Regierung kaufte dem internationalen Konsortium die Pläne ab und gründete das Unternehmen LNG Hrvatska, zu gleichen Teilen im Eigentum der staatlichen Energieunternehmen Plinacro und HEP. Zum Bau kam es allerdings nicht. Grund waren unklare Grundstücksverhältnisse. Das Gebiet, auf dem LNG entstehen soll, ist in Eigentum der Heta, die aus der Zerschlagung der Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank hervorgegangen war. Die Hypo hatte ihre Forderungen an einen kroatischen Schuldner in Eigentum umgewandelt.

Im Sommer 2015 schrieb die Firma LNG Hrvatska die Errichtung des Terminals also aus, ohne jedoch die Frage des Baugrunds zu klären, wie nun bekannt wurde. Potenzielle Investoren, die unter dem Namen The Development Group auftreten, schalteten das EU-Büro für Korruptionsbekämpfung, Olaf, ein. Die Interessenten, ein Konsortium aus US-amerikanischen, kanadischen und europäischen Firmen, die sich noch nicht öffentlich vorstellen wollen, befürchteten intransparente Vorgänge und somit die Behinderung des freien Wettbewerbs, berichtete die kroatische Zeitschrift "Lider". Eine Enteignung des Grundstücks ist offenbar nicht möglich.

Es verwundert also nicht, dass die kroatische Regierung ein schwimmendes Terminal ins Auge fasst, um überhaupt LNG zu bekommen. LNG ist schließlich Teil der EU-Strategie zur Diversifizierung der Gasversorgung in Südosteuropa, bei der Kroatien eine Rolle spielen will.


(Quelle: WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2016-04-15)