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Inneres Kroatien - Zagreb
Auch abseits der Touristenströme bietet Kroatien viele Reiseziele.

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Alt 03.03.2012, 18:39
Konni, im Istrien Forum
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Standard Medjimurje - Das Zweistromland im Dreiländereck

Medjimurje - Das Zweistromland im Dreiländereck

In Medjimurje, einem wenig bekannten Eck Kroatiens, zeigt sich auch der Tourismus von seiner eher unspektakulären Seite - wie erfreulich!

Gar nicht so weit weg und doch eher schwer unbekannt: Medjimurje ist nur etwa 50 Kilometer von Bad Radkersburg entfernt. Aber wenn man uns vor ein paar Wochen nach Medjimurje (oder gar nach dem Weg dorthin), nach Cakovec oder Varazdin gefragt hätte, hätten wir gerade einmal Letzteres vage nach Ungarn tun können - und wären damit, von der Gräfin Mariza fehlgeleitet, auch wieder danebengelegen. Aber Medjimurje?

Es handelt sich um den nördlichsten Zipfel Kroatiens, ein Dreiländereck mit Slowenien und Ungarn, ja, wenn man die so nahe österreichische Grenze dazuzählt, ist es fast schon ein Vierländereck. Und ein Zweistromland dazu, das im Norden von der Mur (Mura) und südlich von der Drau (Drava) begrenzt wird, die im untersten Winkel der Region zusammenfließen.

Medjimurje ist die kleinste und nördlichste "Gespanschaft" Kroatiens, will heißen, ein Verwaltungsbezirk: ein altes Wort, das einen mit einem Hauch von k. u. k. Monarchie anweht, ähnlich wie das in etwa synonyme "Komitat" (das in Ungarn verwendet wurde). Tatsächlich gehörte die Gespanschaft zu jener Zeit verwaltungsmäßig zu Ungarn, wie ja die beiden Länder überhaupt jahrhundertelang in Personalunion regiert wurden.

Ihren Böden und Gewässern verdankt die Gespanschaft Medjimurje so einiges: Seit dem 16. Jahrhundert wurde aus der Mur Gold herausgewaschen, gegen Ende der Doppelmonarchie dann Öl gefördert. Bei Probebohrungen in Sveti Martin zischten statt des erwarteten Öls jedoch Thermalquellen aus dem Erdreich, noch dazu in kurgastfreundlichen Temperaturen von konstant 33, 34 Grad Celsius. Woraufhin in der Zwischenkriegszeit eine erste Therme errichtet wurde, die in den Folgejahrzehnten jedoch wenig Aktivität entfaltete.


Heiliger Martin

Erst nach der Unabhängigkeit Kroatiens fand sich eine Gruppe von Investoren, die tollkühn genug waren, sich Chancen gegen die übermächtige touristische Konkurrenz der eigenen Küste bzw. der slowenischen Thermen auszurechnen. Sie erwarben die Therme und errichteten das Viersternehotel Spa & Sport Resort Sveti Martin. Und damit zugleich einen maßgeblichen touristischen Magneten der Region, ausgelegt für Familien (neben den normalen Zimmern sind angrenzend auch Appartementhäuser vorhanden), Geschäftsgäste (Konferenzräume), Thermal- und Golfurlauber.

Von den diversen Outdoor-Aktivitäten einmal abgesehen, gibt es in Sveti Martin selbst nicht allzu viel anzusehen: allenfalls die letzte verbliebene Wassermühle an der Mur sowie ein kurioses "ethnologisches Museum" eines Privatmanns - eher eine Art Flohmarkt mit Trachten, landwirtschaftlichen Geräten und Votivbildern aus den letzten zwei Jahrhunderten.

Weshalb der heilige Martin so oft auf den Bildchen dargestellt ist, hat natürlich lokalpatriotische Gründe: Der spätere Bischof von Tours soll hier auf seiner Durchreise von Ungarn in Richtung Westen Station gemacht haben. Sveti Martin heißt ja, man hätte es sich denken können, nichts anderes als St. Martin.

Der Norden der Gespanschaft, wo eben auch Sveti Martin liegt, ist eine hübsche, an die Südsteiermark erinnernde Hügellandschaft mit Weingärten, Wiesen und Wäldern und aufgefädelten Häusern auf den Hügelkämmen, die herrliche Fernblicke in Richtung der slowenischen und kroatischen Ebenen im Westen und Süden eröffnen.

Angebaut werden hauptsächlich Weiße: Rhein- und Welschriesling, Silvaner, Muskateller, Sauvignon ... Sie sind grundsätzlich eher auf der säuerlichen Seite, aber von durchaus respektabler Qualität. Bei einer Verkostung im Weinkeller des Schlosses Terbotz, bei der der Winzer, Darko Jakopic, ein ambitionierter Mann, die Parade seiner Weine von regionalen Spezialitäten wie dem Räucherschinken Tiblica, schmalzgetränkten Broten, Buchweizenknödeln und Varazdiner Ziegenkäse flankieren ließ. Dazu wirklich gute - man muss das dazusagen - Volksmusik von der lokalen Größe Teta Liza. Empfehlung


Turbulente Geschichte

Medjimurjes Hauptstadt heißt Cakovec, sie hat 30.000 Einwohner und eine massive vierkantige Burg samt sehenswertem Museum, worin die teils turbulente Geschichte ihrer früheren Besitzer, die zugleich Herrscher der Region waren, abgehandelt wird. Einer von ihnen, Nikola Zrinski, tat sich im 16. Jahrhundert als Feldherr gegen die Osmanen hervor, die ja bis zur Ostgrenze der Gespanschaft vorgedrungen waren, und erhielt dafür vom Kaiser Ferdinand I. die Grafschaft mitsamt der Burg. Aber bereits Nikolas Urenkel Petar verwirkte alles, indem er eine Verschwörung zur Erlangung der Unabhängigkeit von den Habsburgern anzettelte. Diese bekamen Wind davon, lockten ihn unter einem Vorwand nach Wien, setzten ihn gefangen und ließen ihn 1671 exekutieren.

Diese und andere Szenen aus der Burggeschichte, in denen es um Verrat und Gewalttaten geht, werden von einer jugendlichen Theatergruppe im Festsaal für Touristen nachgespielt.

Der guten Ordnung halber halten wir fest, dass Varazdin am südlichen Ufer der Drau und damit bereits haarscharf außerhalb der Gespanschaft Medjimurje liegt. Aber nachdem es die einzige größere Stadt (50.000 Einwohner) im Umkreis ist und wir "die Wahrheit" über Varazdin erfahren wollten, so haben wir es angesehen. Bekannt ist ja nur den Operettenschlager "Komm mit nach Varazdin, solange noch die Rosen blüh'n ..." aus der Gräfin Mariza, worin außer von brennheißer Leidenschaft in reimender Weise auch von Gulaschsaft und dann noch von Csárdás, Debreczin und Plattensee die Rede ist, also von eher urmagyarischen Dingen.

Die Einwohner - diesfalls in Gestalt des Stadtführers Dragutin - reagieren darauf leicht gereizt. Denn, hier kommt die Wahrheit, Varazdin war immer schon und ist bis heute eine mehrheitlich kroatische Stadt. Nur dass es, siehe oben, bis zum Ende der Monarchie unter ungarischer Verwaltung stand. Sei auch das festgehalten.

Davon abgesehen glänzt Varazdin durch sein Theater, einen operettentauglichen Helmer-Bau von 1873, den man sich samt seinem Park auch in Baden bei Wien gut vorstellen könnte; durch einen hübschen barocken Marktplatz mit kompaktem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert sowie der Kavana Grofica Marica, einem Kaffeehaus im altösterreichischen Stil; eine mittelalterliche Trutzburg, im 16. Jahrhundert ein Bollwerk gegen die Osmanen, heute Stadtmuseum; sowie eine schwindelerregende Anzahl an Kirchen und Klöstern.

Die Sakralbauten der Jesuiten, Franziskaner, Kapuziner und Ursulinen nahmen einst die halbe Fläche der Altstadt ein. Ein gut Teil davon war zudem durch Katakomben unterhöhlt, und erst im vorigen Jahrhundert fand man heraus, dass die Klöster der Franziskaner und der Ursulinen pikanterweise unterirdisch verbunden waren.

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Kroatische Zentrale für Tourismus: Iblerov trg 10/IV, 10000 Zagreb, Tel.: 00385/(0)1/46 99 33

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Quelle: (Harald Sager/DER STANDARD.at/Printausgabe)

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Herzliche Grüße aus dem (sym)badischen Odenwald,
Konni





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