Ein Gasterminal mitten im Meer-Kroatien sucht Investoren

[Konni]

Ein Gasterminal mitten im Meer
22.07.2015, 21:38 von Krsto Lazarević


Kroatien sucht Investoren für ein Flüssigerdgas-Terminal auf der Insel Krk. Die OMV könnte in Zukunft Erdgas und Erdöl vor kroatischer Küste abbauen.

Das kroatische Unternehmen LNG Hrvatska hat eine Ausschreibung für potenzielle Investoren veröffentlicht, die bis zum 15. Dezember ihr Interesse bekunden können, sich am Bau des Flüssigerdgas-(LNG)-Terminals in Krk zu beteiligen. Dieses soll eine Kapazität von sechs Milliarden Kubikmetern haben, während das Investitionsvolumen bei rund 600 Millionen € liegt. Zusammen mit dem Ausbau von Gasfernleitungen wird das Investitionsvolumen mit einer Milliarde € beziffert. Der Bau soll drei Jahre dauern und Mitte 2016 beginnen. Das LNG-Projekt hatte vor fast einem Jahrzehnt auch ein Konsortium mit Beteiligung der OMV verfolgt, es wurde allerdings wegen geringer Nachfrage auf Eis gelegt.

Seither versucht Kroatien, es selbst zum Laufen zu bringen. Ein Unternehmenssprecher sagt gegenüber dem WirtschaftsBlatt: „An Investitionen in das LNG-Terminal ist OMV definitiv nicht interessiert.“
Woher das Gas für die LNG-Terminals eigentlich kommen soll, ist ungewiss. Denkbar wären Lieferungen aus Katar und nun auch dem Iran. Vonseiten der USA kam der Vorschlag, Schiefergas nach Kroatien zu liefern und somit Südosteuropas vollständige Abhängigkeit von russischem Gas zu schmälern. Skepsis herrscht darüber, ob es sich rentiert, Flüssiggas aus den weit entfernten USA nach Südosteuropa zu bringen, wofür das LNG-Terminal in Krk die notwendige Infrastruktur schaffen würde.

Umweltbedenken

Das Großprojekt steht im Zusammenhang mit einer möglichen Ausbeutung von Erdöl und Erdgas in der Adria, wo sich beachtliche Mengen dieser Rohstoffe befinden könnten. Im Jänner erhielt die OMV gemeinsam mit dem US-Partner Marathon Oil den Zuschlag für sieben von insgesamt zehn Konzessionen. Demnach darf das österreichische Unternehmen nach Erdöl und Erdgas vor der kroatischen Küste suchen und die Quellen in den nächsten Jahren ausbeuten.Ein Unternehmenssprecher der OMV betont jedoch: „Es müssen Untersuchungen durchgeführt werden. Derzeit wissen wir nichts über das mögliche Potenzial.“

In einer parlamentarischen Anfrage an das Finanzministerium forderte Christiane Brunner, Nationalratsabgeordnete der Grünen und Vorsitzende des Umweltausschusses im Parlament, das Ministerium auf, zu möglichen Bohrungen vor der kroatischen Küste Stellung zu nehmen. Aus der Antwort geht hervor, dass das Ministerium sich nicht verantwortlich fühlt und nach der bestehenden Gesetzeslage keine Möglichkeit sieht, die Entscheidungen der OMV zu beeinflussen. Mit dieser Antwort ist Christiane Brunner nicht zufrieden: „Wir erwarten, dass die Interessen von der Republik Österreich als größtem Aktionär vertreten werden, und die Ölbohrungen sind nicht in unserem Interesse. Sie gefährden das sensible Ökosystem in der Adria und sind darüber hinaus eine wirtschaftliche Risikoinvestition“, sagt sie gegenüber dem WirtschaftsBlatt. Die Republik ist mit 31,5 Prozent Großaktionär bei der OMV.

Ob das LNG-Terminal jemals gebaut wird, Ölplattformen vor der kroatischen Küste in die Höhe schießen oder Schiefergas aus den USA nach Südosteuropa geliefert wird, steht derzeit noch in den Sternen.


Quelle: Wirtschaftsblatt.at - hier zum Original-Text