PDA

Sandstrände in Istrien unsere Erfahrungen und warum das Wasser in Istrien so klar ist
Haie in der Adria Infos warum man sich keine Sorgen machen muss
Skorpione in Istrien mit etwas Glück kann man einen beobachten
Touristen ABC für Kroatien Neulinge ein Überblick für den ersten Urlaub
Veranstaltungen in Istrien Istrien bietet viel mehr als Badeurlaub
Ortsregister mit Infos zu allen bekannten Touristenorten, z.B.: Porec, Vrsar, Rovinj, Pula, Medulin, uvm.

Du hast Fragen oder suchst Infos über Istrien? Unsere Mitglieder helfen gerne, einfach kostenlos -> anmelden <-

Archiv (Druckversion) verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kroatisches Märchen: Die Hand im Grabe


Lutz
18.03.2011, 08:47
Die Hand im Grabe.

Ein Bauer und eine Bäuerin lebten in Glück und Wohlstand schon manches Jahr, doch hatten sie kein Kind und das trübte ihren Frohsinn. Endlich schenkte ihnen Gott den heißersehnten Sprößling.

Es war ein hübsches Knäblein; sie nannten es Mezimer und übertrugen alle ihre Zärtlichkeit auf diesen Knaben.

Bald starb der Vater und die Mutter verwöhnte das Kind nur noch mehr; sie strafte es nie und sammelte nur Reichtümer, damit ihr Sohn es einst gut habe und nichts zu arbeiten brauche.

So wurde der Knabe verzogen und eigenwillig und ertrug es nicht, wenn ihm die Befriedigung einer Laune einmal versagt wurde. Als er herangewachsen war, trieb er sich nur in schlechter Gesellschaft herum und warf das Geld, das die Mutter erspart halte, mit vollen Händen zum Fenster hinaus. Dabei wurde er gegen die Mutter, die an ihrem Sohne trotz seiner bösen Eigenschaften mit unverminderter Liebe hing, immer hartherziger und liebloser und schmähte sie sogar, wenn sie mit freundlichen Ratschlägen ihn auf den rechten Weg weisen wollte.

War es ein Wunder, daß es unter solchen Umständen mit der Wirtschaft immer mehr bergab ging und daß schließlich selbst das Haus verkauft werden mußte und die Mutter mit ihrem liederlichen Sohne in eine fremde Hütte ziehen mußte?

Einst hatte der Sohn, wie so häufig, wieder die Nacht in böser Gesellschaft durchschwärmt und kam betrunken nach Hause. Er fing sogleich mit der Mutter Zank an und verlangte in drohendem Tone von ihr Geld. Doch die Arme hatte keinen Heller mehr; sie hatte alles für ihren Sohn hergegeben. Da hob der Rohe gegen seine eigene Mutter die Hand auf, um sie zu schlagen.

Tränen stürzten aus den Augen der unglücklichen Mutter und voll Entsetzen verfluchte sie die Hand, die sich gegen sie erhoben hatte.

Bald darauf starb der junge Mann; die Ausschweifungen hatten seine Gesundheit untergraben, so daß er früh ins Grab sinken mußte.

Man bestattete ihn auf dem Friedhofe des Dorfes. Als aber am nächsten Tage ein Bauer an dem Grabe vorüberging, sah er aus dem frischen Grabhügel eine Hand herausragen. Voll Schrecken erzählte er dies im Dorfe und sogleich lief alles zusammen und eilte zum Friedhof. Alle Leute überzeugten sich, daß der Bauer wahr gesprochen: aus dem Grabhügel des Jünglings streckte sich eine Hand hervor.

Nun kam auch der würdige Geistliche des Ortes herbei, sprach seinen Segen über die Hand und ließ sie aufs neue einscharren. Doch schon am dritten Tage war die Hand wieder sichtbar. Da ging der Geistliche zur Mutter und sagte: "Gewiß hast du die Hand verflucht, weil die Erde sie nicht behalten will."

Die Mutter erzählte nun, wie der Sohn in sinnloser Wut seine Hand gegen sie erhoben und wie sie dann voll Verzweiflung ihm geflucht habe. - "Willst du ihm verzeihen?" fragte der Priester milde. - "Ich will es gerne," sagte die Mutter.

Nun ging sie mit den Insassen des Dorfes zum Grabe, bedeckte die Hand mit ihren Küssen und Tränen und nahm den Fluch zurück, den sie über den Sohn ausgesprochen hatte. In demselben Augenblicke verschwand die Hand und kehrte von selbst wieder ins Grab zurück.

Nach einiger Zeit aber wuchs aus dem Grabe eine Haselstaube heraus.

"Eine Haselstaude?" fragt mein kleiner Leser. Ja, eine Haselstaude, so erzählt die Sage des Volkes. "Und weshalb denn gerade eine Haselstaude?" Um daraus Gerten zu schneiden für kleine Kinder, die böse sind und ihren Eltern nicht folgen wollen. Denn hätten die Eltern unseres Knaben diesem nicht alles durchgehen lassen, sondern ihn gestraft, solange er klein war, so wäre wohl etwas Rechtes und Tüchtiges aus ihm geworden.

So erzählt das Märchen.


Quelle: Sagenbuch aus Österreich und Ungarn. Sagen un Volksmärchen aus den einzelnen Kronländern und aus den Ländern der Ungarischen Krone. Leo Smolle. Wien, Budapest, Stuttgart [1911]. S. 205 - 207

Ictus
18.03.2011, 08:50
Die böse Schwiegertochter.

Es war einmal ein Bauer; der hatte ein Söhnchen, das war sehr verwöhnt und eigenwillig und der Vater gab ihm in allen Stücken nach.

Als der Sohn nun in die Jahre kam, sich zu verheiraten, wollte er nur ein Edelfräulein zu seiner Gemahlin. Aber dieses rümpfte die Nase, als es hörte, es solle sich mit einem Bauernjungen vermählen; sie wollte nur einen Mann nehmen, der ebenfalls adelig wäre. Der Bauernsohn aber bildete sich ein, nur diese sollte seine Frau werden und keine andere, und lag seinem Vater so lange in den Ohren, bis dieser wirklich für seinen Sohn einen Adelsbrief kaufte.

Jetzt aber bestand der frischgebackene Edelmann auch darauf, daß sein Vater ihm seinen ganzen Besitz, das Haus mit den Wirtschaftshöfen, die Wiesen, Felder und Weingärten, kurz, alles, was sein eigen war, verschreibe.

Auch dies tat der gute, aber kurzsichtige Vater, der seinen Sohn stets verzärtelt und verwöhnt hatte und seinem Eigenwillen nie entgegengetreten war.

So wurde denn der junge Ivo Hausbesitzer und führte die Edeldame als Hausfrau auf sein Gut. Der junge Ehemann aber war bald übel daran; denn die Frau war herrisch und zänkisch, und wenn er früher störrisch und eigensinnig gewesen war, so hatte er bald gar keinen eigenen Willen mehr und mußte tun, was die Frau wollte.

Bald war dieser der alte Vater ein Dorn im Auge; sie mochte ihn nicht mehr im Hause und bei Tische leiden; er sei, so sagte sie, viel zu bäuerisch, sei eine rechte Schlafmütze, arbeite nichts, habe Triefaugen und sei beim Essen nicht reinlich genug.

"Mag er in der Gesindestube essen," meinte die stolze, herrische Schwiegertochter, "und schlafen kann er ja in dem Kämmerlein neben dem Pferdestall."

So geschah es auch und der Alte lebte nun ohne jede Pflege und Wartung; er schlief in dem finstern Kämmerchen neben dem Stall, wo es bitter kalt war, und beklagte unter vielen Tränen sein hartes Schicksal. Doch alle Bitten, die er an seinen Sohn richtete, sein trauriges Los zu verbessern, blieben vergeblich. Dieser hatte zwar anfänglich Mitleid mit seinem Vater, aber er getraute sich nicht, gegen den Willen seiner Frau zu handeln, denn diese beherrschte ihn ganz.

So verstrichen die Jahre; zwei Knaben entsprossen der Ehe, von denen besonders der ältere der Liebling des Großvaters wurde. Er kam immer herbeigesprungen, wenn der Alte vor der Tür seines Kämmerleins saß und sich im Sonnenschein wärmte; da mußte Großvater ihm Märchen erzählen und mit ihm spielen und oft legte der alte Bauer seine Hand segnend auf das Goldhaar des Kleinen und wünschte im stillen, er möge doch niemals so hart und böse werden wie sein eigener Sohn.

Weil die Mutter sah, daß Großvater den Kleinen so lieb hatte, mochte sie diesen nicht leiden und bevorzugte in allem ihr jüngeres Söhnchen.

Aber der Aufwand und die Putzsucht der an Reichtum gewohnten Frau bewirkten bald, daß der Wohlstand des Hofes sank und die Hausfrau selbst daran dachte, sich einzuschränken. Aber sie fing nicht bei sich an, sondern bei dem alten Schwiegervater, dem sie viel schlechteres Essen reichen ließ und sogar das Bett und die Decke in seinem Kämmerlein wegnahm, so daß der Alte auf Stroh lag und nichts hatte, um sich zu wärmen, wenn es draußen kalt war und der eisige Wind durch die Ritzen und Luken des Stalles pfiff.

Vergebens beschwor der Mann seine hartherzige Frau, seinen Vater nicht so im Elend verkommen zu lassen; alle Worte prallten an ihrem harten Herzen ab und er war zu schwach, ihren Trotz zu beugen.

Eines Abends, als es draußen bitterkalt war und der Schnee durch die Luft wirbelte, ging der Gutsbesitzer noch zu einem Wirtschaftsgebäude, um etwas anzuordnen.

Er mußte bei dem Stall vorbei. Da hörte er aus dem Kämmerlein, in dem der Alte lag, die klagende Stimme seines Vaters: "O mein lieber Sohn, gib mir doch eine warme Decke! Ich halte es bei dieser Kälte nicht aus und meine Schwiegertochter hat mir alles entzogen."


Da wurde der Sohn von Mitleid erfaßt. Die ganze Schwere seines Undanks stand ihm vor der Seele. Rasch rief er den älteren Knaben und befahl ihm, eine warme Decke für den Großvater zu holen.

Der Knabe lief eilends in den Pferdestall und brachte eine neue, schöne Decke herbei; ehe er sie aber dem Vater gab, nahm er sein Taschenmesser und schnitt die schöne, neue Decke in zwei Teile.

Der Vater ärgerte sich nicht wenig darüber und fragte den Knaben: "Ja warum willst du denn dem Großvater nur eine Hälfte geben? Damit kann er sich doch gar nicht recht zudecken."

Da sah der Knabe dem Vater treuherzig in die Augen und sagte: "Die andere Hälfte, Vater, will ich für dich zurücklegen, damit du auch etwas hast, womit du dich zudecken kannst, wenn du einmal so alt bist wie Großväterlein."

Da stieg es dem Vater siedend heiß zu Herzen und Tränen stürzten aus seinen Augen; er eilte in das Kämmerchen, fiel vor seinem Vater auf die Knie und bat ihn reuevoll um Verzeihung für die schnöde Behandlung, die er ihm habe angedeihen lassen.

Die Worte des unschuldigen Kindes hatten sein Gewissen aufgerüttelt und ihn die Größe seines Unrechts tief empfinden lassen.

Sogleich hatte er mit seiner Frau eine ernste Unterredung und erklärte ihr, er wolle sie nicht länger im Hause dulden, wenn sie nicht in sich gehe und sich bessere.

Die Frau aber nahm wirklich Vernunft an und war von dieser Stunde an wie verwandelt.

Gottes Segen aber ruhte fortan auf dem Hauswesen und der Greis lebte noch lange glücklich, geliebt von seinem Sohne und seiner Schwiegertochter und den heranblühenden Enkelkindern.

So geht es überall, wo der Jüngere den Älteren ehrt und seinen Rat hochachtet.


Quelle: Sagenbuch aus Österreich und Ungarn. Sagen un Volksmärchen aus den einzelnen Kronländern und aus den Ländern der Ungarischen Krone. Leo Smolle. Wien, Budapest, Stuttgart [1911]. S. 202 - 205